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SPD-Krise in Hamburg: Neuanfang mit Altbürgermeister Voscherau

Die Führung der Hamburger SPD setzt nun auf den ehemaligen Bürgermeister Henning Voscherau als Spitzenkandidat für die Wahl 2008. Der zurückgetretene Landeschef Mathias Petersen hatte am Sonntag auf eine Kandidatur verzichtet.

Hamburg - Es ist noch kein Jahr her, da gab Hamburgs Altbürgermeister Henning Voscherau dem Druck der eigenen Partei nach und seine Ambitionen auf eine Rückkehr ins Rathaus auf. Beim Landesparteitag der SPD im Mai 2006 ließ er dem wiedergewählten Landeschef Mathias Petersen den Vortritt und verzichtete auf eine Kandidatur zur Bürgerschaftswahl 2008. "Du bist Landesvorsitzender und hast somit ersten Zugriff", erklärte Voscherau und beugte sich dem wachsenden Unmut der Parteibasis. Monatelang hatte er sich vor allem hinter den Kulissen mit Petersen beharkt und sich zum Ärger der Genossen als "Joker" immer wieder ins Gespräch gebracht. Nun scheint in dem skandalträchtigen Rennen alles auf den 65-Jährigen zuzulaufen.

Dass die Führung der Hamburger SPD wieder auf ihren einstigen Star setzt, ist bereits ausgemacht. Die sieben Kreisvorsitzenden der Hamburger SPD haben sich einvernehmlich verständigt, erklärt ein Parteisprecher und fügt hinzu, dass eine andere Lösung kaum denkbar ist. Ex-Spitzenkandidat Petersen wird deutlicher: "Sollte Henning Voscherau Nein sagen, weiß ich auch nicht mehr weiter."

Schmutziger Machtkampf innerhalb der Partei

Ob der Ex-Bürgermeister den Rufen folgt, soll sich am Abend klären. Dann will die Findungskommission tagen, die nach dem geschlossenen Rücktritt des Landesvorstands einen Ausweg aus der tiefen Krise der Hamburger SPD finden soll. Vorausgegangen war ein quälend langer Machtkampf innerhalb der Partei. Auf dem Höhepunkt verschwanden unter mysteriösen Umständen fast 1000 Wahlzettel einer Mitgliederbefragung. Nach dem beispielosen Debakel strichen Petersen, seine Kontrahentin Dorothee Stapelfeldt und der gesamte Vorstand die Segel. Gemeinsam sollten Stapelfeldt und Petersen mit den chronisch zerstrittenen Kreischefs nun einen neuen Kandidaten finden. Wohl auch wegen mangelnder Alternativen war rasch Voscherau im Gespräch.

Am vergangenen Freitag sprach der Ex-Bürgermeister mit den Vertretern der Kommission. "Die Sondierung war ein gutes Gespräch, nicht mehr und nicht weniger. Eine Festlegung war damit nicht verbunden", schrieb der 65-Jährige danach und schickte die Erklärung an Hamburger Zeitungen. Der Karren SPD stecke "tief im Dreck". Wer die Partei aus der schweren Krise herausziehen wolle, brauche Vertrauen. Die SPD komme nicht zur Ruhe, "wenn das vergiftete Klima von Indiskretionen, Halbwahrheiten, Verdächtigungen und Feindseligkeiten nicht endlich aufhört und wieder Solidarität und Disziplin einkehren".

Rückkehr in die Politik nur mit Einverständnis der Famile

Von 1988 bis 1997 hatte Voscherau bereits die Geschicke der Hansestadt als Bürgermeister gelenkt. Als die Hamburger SPD bei der Wahl 1997 die von ihm gesetzte "persönliche Schmerzgrenze" von 38 Prozent der Stimmen unterschritt, trat er zurück. Ob er nach zehn Jahren nun wieder in den Ring steigt, hinge neben politischen Erwägungen aber auch von anderen Dingen ab. "Wir werden deshalb im Familienrat besprechen, ob meine Familie eine Rückkehr in die Politik geschlossen mitträgt." (Von Sebastian Raabe, dpa)

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