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Politik: Neuer Streit um Ökumene

Kardinal Ratzinger verärgert deutsche Laienkatholiken

Berlin. Zwischen Kardinal Joseph Ratzinger und den deutschen Laienkatholiken ist es bei der Bewertung des Ökumenischen Kirchentages in Berlin zu einem heftigen Schlagabtausch gekommen. Ratzinger hatte in einem Interview mit der „Rhein-Zeitung“ das Christentreffen, das er nach eigenem Bekunden „nur ganz aus der Ferne gesehen“ habe, als „zu konturenlos“ bezeichnet. „Es war mehr sozusagen ein Sich-selber-Feiern und Genießen“, bemängelte der oberste Glaubenshüter im Vatikan.

Der Vorsitzende des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Hans Joachim Meyer, wies dies als Herabsetzung der 200 000 Teilnehmer sowie der anwesenden Bischöfe und Kardinäle zurück. „Kardinal Ratzinger scheint nur das wahrzunehmen, was er sehen will und was seine bekannten Vorurteile bestätigt“, erklärte Meyer.

Ratzinger seinerseits warf dem Zentralkomitee der Deutschen Katholiken, mit dem er in der Vergangenheit bereits mehrmals aneinander geraten war, vor, ihnen mangele es an Glaubensfreude. Auch sei ihm „der Geist des Glaubens und der inneren Einheit mit den Bischöfen da selten begegnet“. Meyer verwahrte sich gegen diese „üblichen Vorwürfe“ und erklärte, dadurch würden viele katholische Christen in den Verbänden persönlich verletzt und beleidigt.

Zuvor schon hatte der Kölner Kardinal Joachim Meisner in einem Beitrag für die „Deutsche Tagespost“ beklagt, die katholische Kirche sei auf dem Wege, protestantisch zu werden. Vom Ökumenischen Kirchentag sei „ein großer Desorientierungs- und Verwirrungsschub in unsere Gemeinden ausgegangen“. Durch „unerleuchtete und häretische Kombination mancher Theologieprofessoren“ werde den Gläubigen vorgegaukelt, „unsere Eucharistiefeier sei mit dem evangelischen Abendmahl konvertibel“. Dadurch jedoch sei „der Nerv unseres katholischen Glaubens getroffen“.

ZdK-Chef Meyer hielt Meisner vor, er und andere, die sich papsttreu nennen, hätten den Erfolg des Ökumenischen Kirchentages von vorneherein nicht gewollt. Nun versuche er nachträglich, die Wirklichkeit von Berlin mit „durch nichts belegten Behauptungen“ zu korrigieren.

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