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Nur jedes vierte Verfahren erfolgreich: Sinkende Anerkennungsquote für Asylgesuche in Deutschland
Die Anerkennungsquote von Asylanträgen in Deutschland ist stark gesunken. Gleichzeitig wurden die Grenzkontrollen verstärkt. Der Innenminister verteidigt die restriktivere Migrationspolitik.
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Asylanträge sind in Deutschland derzeit deutlich seltener erfolgreich als in den Vorjahren. Die sogenannte bereinigte Anerkennungsquote lag im ersten Halbjahr 2025 bei 26,5 Prozent, wie aus der Antwort des Bundesinnenministeriums auf eine Kleine Anfrage der Linksfraktion hervorgeht, die dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt.
Früher abgefragten Zahlen zufolge hatte die Quote von 2021 bis 2024 stets deutlich über 50 Prozent gelegen. Zuerst hatte die „Neue Osnabrücker Zeitung“ (Donnerstag) berichtet.
Die bereinigte Anerkennungsquote gibt an, wie viele Menschen nach einer inhaltlichen Prüfung ihres Asylantrags in Deutschland Schutz erhalten. Entscheidungen des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) aus rein formellen Gründen werden nicht berücksichtigt.
„Die sinkenden Schutzquoten betrachte ich mit großer Sorge, zumal sich die Lage in vielen Herkunftsländern verschlechtert und es EU-weit oft deutlich höhere Schutzquoten gibt“, erklärte die fluchtpolitische Sprecherin der Linksfraktion, Clara Bünger.
Laut den abgefragten Daten lag etwa die Schutzquote für Menschen aus Afghanistan zuletzt bei 60,3 Prozent, während sie 2024 noch 93,3 Prozent betragen hatte. Bei Menschen aus dem Iran gab es demnach einen Rückgang von 36,7 Prozent im Jahr 2024 auf 25,8 Prozent im ersten Halbjahr 2025.
Weitgehend ausgesetzt sind derzeit Asylverfahren für Menschen aus Syrien. Nach dem Sturz des Assad-Regimes im Dezember 2024 stoppte das BMAF die reguläre Bearbeitung.
Derzeit ist offen, wann sie wieder aufgenommen wird. Normalerweise ist eine Frist von sechs Monaten vorgesehen, in denen über Asylanträge zu entscheiden ist – im Falle von Syrien werden Anträge nach Angaben des Bundesinnenministeriums derzeit spätestens nach 21 Monaten entschieden.
In mehreren tausend Fällen erhielten den von der Linksfraktion abgefragten Daten zufolge Menschen, deren Antrag vom BAMF zunächst abgelehnt worden war, doch noch Schutz in Deutschland. Im ersten Halbjahr 2025 betraf dies demnach fast 9.000 Menschen. In gut 3.000 dieser Fälle entschieden Gerichte gegen das BAMF.
15.000 Zurückweisungen an Grenzen seit Start der Koalition
Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) verteidigt indessen die Verschärfung der Migrationspolitik. Seit dem Start der schwarz-roten Koalition seien 15.000 Menschen an den deutschen Grenzen zurückgewiesen worden, sagte er am Donnerstag bei der Haushaltsdebatte im Bundestag.

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Zudem seien 4000 per Haftbefehl Gesuchte aufgegriffen und 750 Schleuser festgenommen worden. Bei der „illegalen Migration“ seien die Zahlen im August und September jeweils um 60 Prozent gegenüber den Vorjahresmonaten zurückgegangen.
Dobrindt hatte am 7. Mai verstärkte Kontrollen und Zurückweisungen an allen neun deutschen Landgrenzen zu Nachbarstaaten angeordnet. Ausgenommen sind sogenannte vulnerable Gruppen wie Kinder und Schwangere.
„So machen wir weiter“, kündigte der Minister an. Vom dem Rückgang bei unerlaubten Einreisen profitiere nicht nur Deutschland, sondern ganz Europa. „Deshalb gehen wir diesen Weg konsequent weiter.“
Er habe deshalb auch erneut seine europäischen Ministerkollegen zu einem Treffen eingeladen. Dabei soll laut Dobrindt über die „Schärfung und Härtung“ des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems (Geas) gesprochen werden. Dabei gehe es auch um „innovative Lösungen“ wie Rückkehrzentren für Abgeschobene in Drittstaaten.
Ein erstes Treffen mit mehreren EU-Innenministern fand auf Einladung des CSU-Politikers Mitte Juli auf dem Gipfel der Zugspitze statt. Ein zweites ist für den 4. Oktober in München geplant. (epd/AFP)
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