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Besucher stehen in Berlin im Studio der Sendung „Bericht aus Berlin“. Bereits lange vor dem offiziellen Start zum Tag der offenen Tür sammelten sich Interessierte vor der Eingangstüre des ARD-Hauptstadtstudios.

© dpa/Paul Zinken

Öffentlich-Rechtlich – nahezu ein Schimpfwort: Die Sender müssen sich neu erfinden

Es sind vor allem Ältere, die den Öffentlich-Rechtlichen treu sind. Sie zu halten und weitere Nutzer zu gewinnen, geht nur durch Qualität und Integrität.

Stephan-Andreas Casdorff
Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Stand:

Öffentlich-Rechtlich – das klingt als Begriff für Rundfunk und Fernsehen momentan nicht gerade positiv. Die Sender dieses Systems scheinen ja systematisch alles zu tun, was sie diskreditieren könnte. Dabei leben sie vom Kredit der Gesellschaft, von den Milliarden an Gebühren.

Je mehr sich die Sender verlieren, desto eher werden sie die Unterstützung verlieren. Das Geld gibt es nämlich mit der Begründung, den Zuschauern müsse Qualität geboten werden – und Vielfalt, sowohl der Formate als auch der Meinungen.

Der Fall Ruhs des NDR und die Debatte um Rechts und Links hat sämtliche Vorbehalte in der Hinsicht wieder hervorgerufen. Das wird sich so schnell nicht beruhigen. Ungeachtet dessen, dass die Moderation der Talkshow „Klar“ rasch nachbesetzt worden ist.

Sagen wir so: Die Aufregung erhält immer wieder Nahrung. Talkshows ohne Ende, in denen sich die immer gleichen Gäste finden. Oder Fußballrechte, die mehr kosten, als es braucht, um den Bildungsauftrag zu erfüllen. Von Schleichwerbungsvorwürfen der Vergangenheit zu schweigen.

Da muss etliches fürs Vertrauen getan werden

Und dann diese Gehälter. Intendanten, die mehr verdienen als Kanzler, Präsident oder Ministerpräsidenten – wer wird das auf Dauer gutheißen? Summa summarum: Qualität und Integrität stehen infrage.

Was zu tun wäre, um Vertrauen zu stärken? Fehlverhalten sanktionieren. Politische Einflussnahme auf Sender und Sendeinhalte weiter begrenzen. Programme deutlicher von der privaten Konkurrenz absetzen. Anreize für effiziente Mittelverwendung schaffen.

Die Mittelverwendung darf übrigens nicht darin bestehen, dass sich Öffentlich-Rechtliche mit dem Geld mehr Spielraum im Internet verschaffen. Das bedeutete eine noch größere Wettbewerbsverzerrung zu Lasten der Verlage.

Für einen besseren Klang von „Öffentlich-Rechtlich“ müssen sich die Sendeanstalten im Grunde neu erfinden. Besonders das Fernsehen als lineares Unterhaltungsmedium. Es bleiben wenige Jahre. Schließlich nutzen vor allem Ältere noch die Öffentlich-Rechtlichen. Um die zu halten und weitere Nutzer zu gewinnen, braucht es Qualität und Integrität.

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