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Im Kontakt. Der Papst hält die Evangelische Kirche zwar nur für eine „Gemeinschaft“. Aber er will sich trotzdem mit dem EKD-Chef Nikolaus Schneider austauschen.

© dpa

Benedikt XVI. in Deutschland: Papst will Protestanten treffen

Benedikt XVI. hat persönlich an den EKD-Chef geschrieben. Es ist das erste Mal. Der Papst will sich in Luthers Land begeben und Erfurt besuchen.

Der Papst will sich während seines Deutschland-Besuchs im September mehr Zeit für die Protestanten nehmen, als bisher geplant ist. Das hat Benedikt XVI. am 28. Februar in einem persönlichen Brief an Präses Nikolaus Schneider geschrieben. „Lieber Bruder in Christus“, spricht der Papst den Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in seinem Brief an, „inzwischen ist von den zuständigen Stellen ein vorläufiges Programm für meinen Deutschland-Besuch erarbeitet worden, in dem leider die Begegnung mit der Evangelischen Kirche in Deutschland einen relativ bescheidenen Raum einnimmt.“ Den zuständigen Instanzen habe er aber mitgeteilt, „dass in dem Land, in dem die Reformation ihren Ursprung nahm, ein stärkerer ökumenischer Akzent notwendig ist“, heißt es in dem Brief. Er werde „alles tun, damit die Begegnung mit den evangelischen Christen gebührenden Raum erhält“. Die Reisepläne sehen bislang vor, dass der Papst am 22. September in Berlin eintrifft und am 23. nach Erfurt weiterreist. Letzte Station wird Freiburg sein, von wo aus der Papst am 25. zurück nach Rom fliegt.

„Wir freuen uns sehr über den Brief“, sagte EKD-Sprecher Reinhard Mawick. Das Schreiben sei ein „freundliches, sehr ermutigendes Zeichen“. Vielleicht sei der Papst sogar bereit, über schwierige Themen zu sprechen, etwa die Zulassung gemischtkonfessioneller Ehepartner zur katholischen Eucharistiefeier.

Natürlich würde man sich auch freuen, wenn der Papst verdeutlichen würde, dass er die evangelische Kirche als gleichwertig anerkenne. Joseph Ratzinger hatte auch als Papst Benedikt XVI. immer wieder deutlich gemacht, dass die evangelische Kirche für ihn lediglich eine „kirchliche Gemeinschaft“ sei. Auch bei seinem Besuch in Köln 2005 aus Anlass des Weltjugendtages hatte er die Protestanten verletzt. Damals hatte der Vatikan zu einer Begegnung mit der EKD-Spitze eingeladen und vorgeschrieben, wer von protestantischer Seite daran teilnehmen dürfe: der damalige EKD-Ratsvorsitzende Bischof Wolfgang Huber und der rheinische Präses Schneider ja, Margot Käßmann nein.

Diesmal verlief das Einladungsprozedere umgekehrt. Anfang Februar hatte Nikolaus Schneider in einem Brief an Benedikt XVI. seine Hoffnung geäußert, es werde während seines Aufenthaltes in Deutschland vom 22. bis 25. September „Raum sein für eine Begegnung mit Vertretern der evangelischen Kirchen“. Schneider regte an, da der Papst sowieso vorhabe nach Erfurt zu reisen, für dieses Treffen einen für die Reformation bedeutungsvollen Ort zu wählen, zum Beispiel das Augustinerkloster in Erfurt. Dort war einst Martin Luther Mönch gewesen. Weiter regte Schneider an, dort gemeinsam eine ökumenische Andacht abzuhalten. „Es wäre außerordentlich reizvoll und ergiebig, sich über die Bedeutung der Reformation aus unseren jeweiligen Perspektiven auszutauschen“, schrieb Schneider. Ob er dies auch so sieht, ließ der Papst in seinem Antwortbrief offen.

„Wir freuen uns über den Wunsch des Papstes, einen stärkeren ökumenischen Akzent zu setzen und werden den Wunsch natürlich erfüllen“, sagte Nina Schmedding, die Sprecherin der Deutschen Bischofskonferenz. Details würden kommenden Dienstag vorgestellt. Dann kommt die Bischofskonferenz zu ihrer jährlichen Frühjahrskonferenz zusammen. Dabei wollen sich die Bischöfe einen ganzenTag lang mit der Ökumene beschäftigen – gerade auch im Hinblick auf das 500. Reformationsjubiläum 2017. Der Erfurter Bischof Joachim Wanke hatte die Reformation kürzlich als eine „Geschichte verpasster Gelegenheiten“ bezeichnet, an der auch die römische Seite Schuld trage.

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