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Parteivorsitzender Hans-Georg Maaßen, aufgenommen während des ersten Bundesparteitages seiner Partei Werteunion (WU)

© dpa/Soeren Stache

Personalchaos bei rechtskonservativer Kleinstpartei : Hans-Georg Maaßen verlässt die Werteunion

Seit Monaten tobt in der Kleinpartei Werteunion ein Machtkampf. Der bisherige Parteichef Maaßen sprach zuletzt von einem Putsch. Nun macht er seinen angekündigten Austritt wahr.

Stand:

Hans-Georg Maaßen hat seine Ankündigung wahr gemacht und ist als Chef der konservativen Kleinpartei Werteunion zurückgetreten. Zudem erklärte er seinen Austritt aus der Partei. „Ich habe heute meinen Austritt aus der Partei WerteUnion und aus dem WerteUnion Förderverein erklärt“, teilte er am Mittwoch auf X mit.

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Zuvor hatte die „Bild“ aus einem entsprechenden Schreiben an die 1400 Parteimitglieder berichtet. „Für mich geht es mit der Werteunion nicht mehr weiter“, schrieb er demnach darin. Die Partei habe an einer „Politikwende für Deutschland“ mitwirken wollen, doch dieses Ziel sei mit der Werteunion nicht mehr zu erreichen, zitiert die Zeitung Maaßen.

Den letzten Ausschlag hätten für ihn die Vorstandswahlen im Förderverein der Werteunion am Samstag in Weimar (Thüringen) gegeben. Seither, heißt es, seien im Vorstand nahezu ausschließlich Nicht-Parteimitglieder. Dies, schreibt Maaßen laut „Bild“, schwäche die Unterstützung für die Partei.

Machtkampf in der Partei

In der Werteunion tobt ein Machtkampf. Maaßen hatte Ende August ein Statement veröffentlicht, das er nach eigenen Angaben bei einer Videokonferenz mit den Landesvorständen abgegeben hatte. Darin erklärte er, dass er eine vertrauensvolle Zusammenarbeit in diesem Vorstand nicht mehr für möglich halte.

„Was hier stattfindet, ist ein Putsch und eine Machtübernahme von Leuten, die ihre Mitgliedschaft und Funktion mir zu verdanken haben“, hieß es damals in dem Statement. Er sei nicht bereit, „als Galionsfigur oder Frühstücksdirektor die Verantwortung zu übernehmen für die Partei“ und für „Schmutzeleien“ hinter seinem Rücken. „Ich weiß nicht, ob ich in zwei oder drei Wochen noch der Partei angehören werde“, kündigte er damals an.

Daraufhin hatte sich die Werteunion-Politikerin Sylvia Pantel gemeldet und Maaßen unter anderem Nähe zur AfD und „Hasspostings“ in sozialen Medien vorgeworfen. „Wir sehen seinen immer deutlicher werdenden autokratischen Anspruch, der den gesamten Vorstand zu Statisten machen will“, schrieb sie damals.

Streit um Posten

Um sich Mehrheiten zu verschaffen, habe Maaßen bei einer Konferenz mit den Landesvorsitzenden den gewählten Vorstand des Landesverbandes Nordrhein-Westfalen seines Amtes enthoben und vier Gefolgsleute rechtswidrig eingesetzt, erklärt Pantel, bis dahin selbst Landesvorsitzende in NRW. Dagegen werde man juristisch vorgehen.

Pantel war auch stellvertretende Bundesvorsitzende der Werteunion, wird auf den Websites von Bundes- und Landespartei aber mittlerweile nicht mehr in ihren früheren Funktionen aufgeführt – anders als auf ihrem eigenen X-Profil.

Keine vertrauensvolle Zusammenarbeit

„Auf dem außerordentlichen Parteitag am 8. November 2025 sind keine turnusmäßigen Neuwahlen des Vorstands fällig“, hieß es zuletzt in einer Mitteilung der Partei. Da der Vorstand nicht mehr in der Lage sei, vertrauensvoll zusammenarbeiten, wolle Maaßen mit weiteren Vorstandsmitgliedern zurücktreten.

In seinem Brief vom Mittwoch bedauerte Maaßen laut „Bild“, dass es zuletzt persönliche Angriffe gegen ihn gegeben habe. „Es ist immer schlimm, wenn aus Freunden und Weggefährten Gegner oder gar persönliche Feinde werden. Das hätte nicht sein müssen“, schrieb er demnach. Außer Maaßen seien auch sieben weitere Vorstandsmitglieder aus der Werteunion ausgetreten: Udo Kellmann, Michael Kuhr, Jürgen Rappert, Andrea Remmers, Daniel Schlör, Henrieke Stahl und Stefanie Voigt sowie Pressesprecher Bernd Fleischmann.

Zudem hat Maaßen offenbar Andeutungen zu seiner Zukunft gemacht – liegt die womöglich in der AfD? „Wir können uns auch vorstellen, eine andere Partei, die unser gemeinsames Ziel einer Politikwende erreichen kann, zu unterstützen.“

Miserable Wahlergebnisse

Generell ist die im Februar 2024 gegründete Werteunion in schwierigem Fahrwasser. Erkennbare Erfolge bei Wahlen konnte sie nie erzielen. Bei den Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg kam sie im vergangenen Jahr gerade einmal auf Ergebnisse zwischen 0,2 bis 0,6 Prozent. Bei der Bundestagswahl im Februar erhielt sie nur einige Tausend Stimmen, was bei Erst- und Zweitstimmen jeweils ein Ergebnis von 0,0 Prozent ergab.

Maaßen, ebenso wie Pantel früher CDU-Mitglied, hatte bei der Gründung erklärt, die neue Partei solle eine Lücke zwischen der Union und der AfD schließen. Im September 2024 wurde auch der frühere AfD-Vorsitzende Jörg Meuthen Mitglied der Werteunion. (dpa, Tsp)

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