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Politik: Pinochet-Prozess: Herr der Todeskarawane ist frei

Mit der Aufhebung des Haftbefehls gegen Chiles früheren Diktator Augusto Pinochet haben die Opfer seiner Gewaltherrschaft und Menschenrechtsgruppen am Mittwoch einen Rückschlag erlitten. Zehn Jahre nach dem Ende der Militärherrschaft in Chile wirft Ermittlungsrichter Juan Guzman Tapia dem 85-jährigen Pinochet vor, "geistiger Urheber" für die "Karawane des Todes" zu sein - eines der brutalsten Verbrechen während der 27-jährigen Diktatur.

Mit der Aufhebung des Haftbefehls gegen Chiles früheren Diktator Augusto Pinochet haben die Opfer seiner Gewaltherrschaft und Menschenrechtsgruppen am Mittwoch einen Rückschlag erlitten. Zehn Jahre nach dem Ende der Militärherrschaft in Chile wirft Ermittlungsrichter Juan Guzman Tapia dem 85-jährigen Pinochet vor, "geistiger Urheber" für die "Karawane des Todes" zu sein - eines der brutalsten Verbrechen während der 27-jährigen Diktatur. Deshalb hatte er den Haftbefehl gegen Pinochet erlassen, den der Oberste Gerichtshof nun aufhob.

Einen Monat nach dem Putsch gegen den gewählten sozialistischen Präsidenten Salvador Allende machten sich den Ermittlungen zufolge im Oktober 1973 Sondereinsatzkommandos unter der Führung von etwa einem Dutzend ranghoher Militärs auf ihren Todeszug durch ganz Chile und ermordeten insgesamt mehr als 70 Menschen. Die Todeskarawane ist nur eines von unzähligen Verbrechen während der chilenischen Militärdiktatur zwischen 1973 und 1990, die Pinochet angelastet werden.

In Cauquenes im Süden Chiles, in La Serena, Copiapo, Antofagasta und Calama im Norden fand die Karawane ihre Opfer in Straflagern und Gefängnissen. Der Anführer der Truppe, Ex-General Sergio Arellano, ließ durch seinen Anwalt wissen, die Leichen seien später mit Dynamit zerfetzt und in der Wüste versteckt worden. Die Witwe eines der in Calama Getöteten hat Hinweise darauf, dass manche Getötete zerhackt wurden.

Sollte es zu einem Prozess gegen Pinochet kommen, wird die entscheidende Frage sein, ob der Junta-Chef den Befehl zu den Verbrechen gab. Einer der beteiligten Soldaten des Sondereinsatzkommandos, Sergio Arredondo, sagte dem Ermittlungsrichter Guzman Tapia, den Soldaten der Karawane sei klar gewesen, dass ihre Aufgabe Hinrichtungen seien. Ex-General Arellano habe ihm dies damals selbst mitgeteilt.

Das Oberste Gericht ordnete am Mittwoch an, dass Pinochet in den nächsten 20 Tagen zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen vernommen werden muss. Diese Vernehmung ist Voraussetzung für eine neue Anklage. Die Richter verlangten zugleich, Pinochet auf seine Verhandlungsfähigkeit zu untersuchen.

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