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Ein Auto in Hanau ist auf der Motorhaube mit Hakenkreuzen beschmiert.

© dpa/Polizeipräsidium Südosthessen

Update

Polizei ermittelt in Hanau: Dutzende Autos und Häuser mit menschlichem Blut beschmiert – viele mit Hakenkreuzen

Unbekannte hinterlassen in Hanau das verbotene Nazisymbol vielfach an Fahrzeugen und Gebäuden. Die Hintergründe sind unklar. Die hessische Stadt zeigt sich schockiert.

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Erst war es nur ein Mann, der in Hanau eine schaurige Entdeckung an seinem im Stadtteil Lamboy geparkten Fahrzeug machte: Die Motorhaube seines Pkw war mit einem Hakenkreuz beschmiert. Im Umfeld fanden Polizeibeamte dann auf etlichen anderen Autos, mehreren Briefkästen und Hauswänden weitere Schmierereien.

„Insgesamt wurden nach aktuellem Stand nahezu 50 Fahrzeuge registriert – viele von ihnen mit dem verbotenen Symbol beschmutzt“, teilte das Polizeipräsidium Südosthessen mit. Obwohl viele der Nazi-Symbole spiegelverkehrt waren, stuft die Polizei diese als Hakenkreuze ein.

Ein spezieller Vortest habe ergeben, dass es sich bei der Substanz um menschliches Blut handeln dürfte. Woher es stammt, ist demnach unklar. Es gebe keine Hinweise auf verletzte Personen in dem Zusammenhang. Die Hintergründe und Absichten der Tat seien bislang völlig unklar, hieß es. 

Diese Tat zielt mitten in das Herz der Stadt Hanau und reißt die Wunden des rechtsterroristischen Anschlages vor fünf Jahren auf.

Omid Nouripour, Bundestagsvizepräsident (Grüne)

Die Polizei bittet um Hinweise. Sie ermittelt wegen Sachbeschädigung und des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen. Mögliche weitere Betroffene werden gebeten, sich zu melden.

Oberbürgermeister von Hanau zeigt sich geschockt

Bundestagsvizepräsident Omid Nouripour (Grüne) zeigte sich entsetzt über die Tat. „Das macht mich fassungslos“, teilte er auf der Plattform X mit. „Diese Tat zielt mitten in das Herz der Stadt Hanau und reißt die Wunden des rechtsterroristischen Anschlages vor fünf Jahren auf. Sie muss schnellstmöglich aufgeklärt werden.“

Auch Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky reagierte geschockt auf die Entdeckungen. „Gerade in unserer Stadt, die durch den rassistischen Anschlag vom 19. Februar 2020 tief geprägt wurde, löst eine solche Tat tiefe Bestürzung aus“, teilte der SPD-Politiker mit

Hanau stehe für eine Stadtgesellschaft, die gegen Hass, Rassismus und jede Form extremistischer Symbolik eintrete, fügte er hinzu. „Was hier geschehen ist, überschreitet jede Grenze des Anstands und der Menschlichkeit.“ 

Die Stadt stellte Strafanzeige. „Hakenkreuze haben in Hanau keinen Platz. Wir werden nicht zulassen, dass solche Zeichen Angst oder Spaltung säen“, betonte Kaminsky. 

Hanau mit seinen rund 100.000 Einwohnern geriet im Jahr 2020 durch ein ausländerfeindliches Attentat in die Schlagzeilen: In der hessischen Stadt hatte der Rechtsextreme Tobias Rathjen am 19. Februar des Jahres acht Männer und eine Frau in Shisha-Bars ermordet.

Anschließend tötete der 43-Jährige seine 72-jährige Mutter und sich selbst. Im Vorfeld des fünften Jahrestags der Morde hatten die Angehörigen der Opfer sich enttäuscht über die Aufarbeitung der rechtsextremen Tat geäußert und den Behörden erneut Versagen vorgeworfen. (lem)

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