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Politik: Rebellion im Kibera-Slum

Der Kibera-Slum von Nairobi mit 500 000 bis 700 000 Einwohnern gilt als der größte Slum Afrikas, wenn nicht der Welt. Seit drei Tagen herrschen blutige Unruhen in Kibera, nachdem Staatspräsident Daniel arap Moi sich für Mietsenkungen ausgesprochen hatte: Mindestens sieben Menschen starben, 3000 sind auf der Flucht.

Der Kibera-Slum von Nairobi mit 500 000 bis 700 000 Einwohnern gilt als der größte Slum Afrikas, wenn nicht der Welt. Seit drei Tagen herrschen blutige Unruhen in Kibera, nachdem Staatspräsident Daniel arap Moi sich für Mietsenkungen ausgesprochen hatte: Mindestens sieben Menschen starben, 3000 sind auf der Flucht.

Schon Ende Oktober hatte Moi jenen Slum besucht, an dessen Rand er in einer noblen Wohngegend privat residiert. Die "Slumkönige" sollten ihre Mietverträge überprüfen und eine Mietsenkungen ins Auge fassen, hatte Moi damals gesagt und den örtlichen Distriktkommissar mit Verhandlungen über Mietsenkungen beauftragt. Der Slum stehe schließlich auf Regierungsgelände.

Seitdem weigern sich zahlreiche Kibera-Bewohner, überhaupt eine Miete zu zahlen und warten ab. Vor drei Tagen schlug der Mietstreit in blutige Krawalle um. Vermieter wurden beim Versuch, die Miete einzukassieren, mit Steinen beworfen, ebenso der Distriktkommissar. Jugendbanden streiften durch den Slum, attackierten Passanten mit Hackmessern, plünderten und setzten Häuser in Brand. Die Regierung schickte Hundertschaften von Polizisten und einer paramilitärischen Einheit GSU in den Slum, die brutal mit Schlagstöcken und Tränengas auch gegen die Zivilbevölkerung vorgingen.

Polizeipräsident Peter Kimanthi geht von sieben bis elf Toten und mindestens 37 Verletzten aus. 57 "Krawallmacher" seien verhaftet worden. Rund 3000 Menschen machten sich mit Sack und Pack, zu Fuß oder mit Kleinlastwagen auf die Flucht. Weitere 2500 Menschen suchten Schutz im Behördengebäude des Distriktkommissars, wo sie notdürftig vom Roten Kreuz verpflegt werden. Laut Beht Mugo von der "Sozialdemokratischen Partei" sind bei den Unruhen "mehrere Hundert Frauen und Kinder" sowohl von Randalierern als auch von Ordnungskräften vergewaltigt worden.

Nach Berechnungen der Zeitung "Daily Nation" verfügt ein durchschnittlicher Vermieter über 50 bis 200 Hütten,die er zu Preisen von umgerechnet 8,50 Mark bis 34 Mark im Monat vermietet. Die Anfangsinvestitionen für den Bau eines Verschlages sind mit rund 130 Mark relativ gering. Aus Platzgründen wurde auf Sanitäranlagen verzichtet.

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