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Politik: Renten-Durchblick nur für Jüngere

Die geplante jährliche Information über die Höhe der zu erwartenden Rente soll es zunächst nur für Rentenanwärter geben, die 45 Jahre und jünger sind. "Die Jüngeren können noch Einfluss auf ihre Rente nehmen.

Die geplante jährliche Information über die Höhe der zu erwartenden Rente soll es zunächst nur für Rentenanwärter geben, die 45 Jahre und jünger sind. "Die Jüngeren können noch Einfluss auf ihre Rente nehmen. Daher sollen sie vorrangig die Renteninformation bekommen", bestätigte eine Sprecherin des Bundesarbeitsministeriums am Mittwoch dem Tagesspiegel. Darauf hätten sich Staatssekretär Klaus Achenbach und der Verband Deutscher Rentenversicherungsträger (VDR) geeinigt.

Im Zuge der Rentenreform hatte Bundesarbeitsminister Walter Riester vor zwei Jahren beschlossen, für mehr Transparenz bei den staatlichen Altersbezügen zu sorgen. Ab 2004 sind die Rentenversicherungsträger gesetzlich verpflichtet, jedem Versicherten über 27 Jahre einmal im Jahr eine Prognose über seine künftigen Bezüge im Alter zu schicken. Die Idee: Wem die künftige Rente zu gering erscheint, kann zusätzlich für den Ruhestand vorsorgen. Für die gesetzlichen Alterskassen bedeutet das einen erheblichen Aufwand. Rund 42 Millionen Frauen und Männer erhalten künftig eine solche Information - etwa 160 000 Briefe, die der VDR, die Landesversicherungsanstalten (LVR) und die anderen gesetzlichen Alterskassen an jedem Arbeitstag eintüten müssen. Im Juni startet die Pilotphase. Bis Ende 2002 sollen ein Sechstel der 42 Millionen Personen eine Renteninformation halten. Darin wird aufgeschlüsselt, welche Rente der Versicherte im Alter von 65 Jahren zu erwarten hat, wie viel Beiträge in die Kassen eingezahlt wurden und wie eine Rente zum jetzigen Zeitpunkt aussehen würde.

"Wir wissen noch nicht genau, was auf uns zukommt", sagt eine Sprecherin der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte (BfA), die allein in diesem Jahr 3,5 Millionen Informationen verschicken will. Die BfA rechnet damit, dass es noch zu zahlreichen Korrekturen kommen wird, wenn die Empfänger Lücken in ihren Erwerbsbiografien entdecken und Änderungen einfordern. Die Entscheidung, sich bei den Bescheiden zunächst auf die jüngeren Jahrgänge zu beschränken, weckte bei der "Süddeutschen Zeitung" (SZ) den Verdacht, die Altersauswahl hinge mit den nahenden Bundestagswahlen zusammen. Tenor: Wer merkt, wie wenig er vom Staat an Rente erhält, wählt vor lauter Wut die Opposition. In einem Schreiben der VDR-Rechenzentrums Würzburg soll es nach SZ-Informationen heißen: "Grund ist, dass bei älteren Jahrgängen wegen eventuell zu gering ermittelter Rentenbeiträge eine Auswirkung auf das Wahlverhalten nicht ausgeschlossen werden kann."

Diesen Verdacht weisen Bundesarbeitsministerium und VDR zurück, von einem solchen Schreiben wisse man nichts. "Die jüngeren Jahrgänge sind schon weitgehend elektronisch erfasst und damit leichter zu verarbeiten", begründete eine VDR-Sprecherin das Vorgehen. Außerdem hätten die über 54-Jährigen ohnehin Anspruch auf eine detaillierte Rentenauskunft. Die BfA als größtes Mitglied des VDR will daher wie geplant vorgehen. "Wir beginnen mit dem Jahrgang 1975 und arbeiten uns im Krebsgang hoch", sagte eine BfA-Sprecherin.

Die ostdeutschen Versicherungsträger stehen dabei vor einem besonderen Aufwand. Während die Alterskassen in den alten Ländern schon seit Mitte der 70er Jahre die Rentendaten elektronisch erfassen, geschieht dies im Osten erst seit der Wiedervereinigung. "Die ganzen Versicherungsbiografien müssen nachgespeichert werden", sagt ein Sprecher der Landesversicherungsanstalt Berlin. Angesichts dieses Aufwandes sei eine jährliche Renteninformation "ein bisschen übertrieben", kritisiert er. "Alle drei Jahre würde reichen."

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