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Menschen räumen im Stadtteil Ehrang die Schäden nach dem Hochwasser der Kyll auf.

© Harald Tittel/dpa

„Schnelle Hilfe für Hochwasser-Opfer kontraproduktiv“: Ökonom kritisiert Soforthilfe als politische Ablenkung

Der Ruf nach unbürokratischer Fluthilfe ist laut. Doch ein Experte meint, sie sei ungerecht. Und auch keine nachhaltige Anpassungsstrategie für den Klimawandel.

Die Forderung nach schnellen Hilfen für Unwetter-Geschädigte sieht ein Mannheimer Wissenschaftler skeptisch. „Die ökonomische Forschung zeigt, dass schnelle und unbürokratische Hilfen für Hochwasser-Opfer, so notwendig sie im Einzelfall auch erscheinen mögen, langfristig kontraproduktiv wirken“, sagte Daniel Osberghaus vom Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW).

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Sie liefen den Anreizen zur privaten Vorsorge wie etwa zum Abschluss einer Elementarschadenversicherung oder zu baulichen Vorsorgemaßnahmen zuwider. Außerdem benachteiligten sie de facto Hausbesitzer mit einer Versicherung und könnten schnell als ungerecht empfunden werden, sagte der Hochwasser-Experte. „Sie untergraben die Anreize zur privaten Vorsorge wie beispielsweise zum Abschluss einer Elementarschadenversicherung oder bauliche Vorsorgemaßnahmen.“

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Die Diskussion um Hilfsfonds lenke von der eigentlichen Aufgabe der Politik ab: Angesichts des fortschreitenden Klimawandels gelte es, langfristig wirkende Maßnahmen für Extremwetterlagen zu entwickeln, die ohne staatliche Fluthilfen funktionieren. „Angesichts des fortschreitenden Klimawandels gilt es, eine langfristig nachhaltige Anpassungsstrategie für solche Extremwetterlagen zu entwickeln, die ohne staatliche Fluthilfen auskommt“, forderte Osberghaus.

Dazu gehörten Förderung der Eigenvorsorge vor allem für einkommensschwache Haushalte in Risikogebieten. Zudem müsse der Versicherungsmarkt für Elementarschäden gestärkt werden; in Nachbarländern gebe es etwa Versicherungspflichten oder Katastrophenfonds mit vorab geregelten und gedeckelten Auszahlungsbeträgen. Die Versiegelung von Oberflächen müsse reduziert, die Landnutzung angepasst werden.

„Kurzfristig werden diese Maßnahmen allerdings nicht helfen, die Schäden im Westen Deutschlands zu beheben“, erklärte Osberghaus. Daher wäre ein möglicher Zwischenschritt, die aktuell zugesagten staatlichen Hilfen nur zu zahlen, wenn sie zur Sicherung der Existenz notwendig seien; sie müssten auch mit Auflagen für die private Vorsorge gekoppelt werden. „Schnell und unbürokratisch wird das allerdings nicht möglich sein“, fügte der Experte hinzu. (dpa/AFP)

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