zum Hauptinhalt
Schriftsteller Marko Martin

© imago/Metodi Popow

Tagesspiegel Plus

Schriftsteller Martin zum Eklat: „Steinmeier hat meine Worte offenbar als Majestätsbeleidigung empfunden“

Mit einer Rede zur deutschen Russland-Politik löste Marko Martin einen Eklat aus. Im Interview kritisiert der Berliner Schriftsteller auch den „Hofstaat“ im Schloss Bellevue.

Stand:

Am langen Mauerfall-Jubiläums-Wochenende ging ein Eklat im Schloss Bellevue unter. Der Berliner Schriftsteller Marko Martin hielt bei der Feierstunde des Bundespräsidenten eine kontroverse Rede, mit der er die gesamtdeutschen Lebenslügen in Bezug auf die osteuropäische Freiheitsbewegung offenlegte.

Hausherr Frank-Walter Steinmeier, den Martin in seiner Rede wegen dessen jahrelang russlandfreundlichen Kurses als SPD-Außenminister auch persönlich kritisierte, verlor danach die Fassung und ging nach Augenzeugen-Berichten Martin persönlich an, dieser habe keine Ahnung, wie Außenpolitik funktioniere. Im Checkpoint-Interview spricht der 54-Jährige über die Reaktionen, den Friedensbegriff der SPD und seine Beweggründe.

Herr Martin, haben Sie sich schon vom Schlagabtausch mit dem Bundespräsidenten erholt?
Ich war erstaunt, dass Herr Steinmeier meine Worte offenbar als Majestätsbeleidigung empfunden hat. Mir ging es ja um die ungute Traditionslinie auch der westdeutschen Russlandpolitik und um die gesamtdeutsche Ignoranz gegenüber Osteuropa – dabei verteidigen Länder wie die Ukraine gerade die Werte, für die viele 1989 auch in Ostdeutschland demonstriert haben. Nach der Rede kam aber zum Glück nicht nur der aufgebrachte Bundespräsident zu mir. Viele der anwesenden polnischen Gäste beglückwünschten mich. Deren Freude darüber, dass jemand mal diese Wahrheit ausspricht, hat mich wiederum gefreut. Ich bekomme seitdem auch viele Mails von Menschen aus Ost und West, die schreiben: Sie sprechen mir aus dem Herzen. Viele fühlen sich mittlerweile isoliert, wenn sie Solidarität mit der Ukraine zeigen.

Mir scheint die Strategie dahinter zu sein, die SPD kompatibel mit dem Bündnis Sahra Wagenknecht zu machen.

Marko Martin

showPaywall:
true
isSubscriber:
false
isPaid:
true
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })