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Andrij Melnyk, bislang Botschafter der Ukraine in Deutschland.

© Kay Nietfeld/dpa

Update

Nach Äußerungen zu umstrittenem Partisanenführer: Selenskyj entlässt Botschafter Melnyk

Seine Ablösung hatte sich zuletzt bereits abgezeichnet. Nun ist Melnyk als ukrainischer Botschafter in Deutschland offiziell entlassen worden.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat den Botschafter seines Landes in Deutschland, Andrij Melnyk, entlassen. Das ging aus einem von der Präsidentenkanzlei in Kiew am Samstag veröffentlichten Dekret hervor.

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Außer Melnyk wurden laut Präsidialamt auch die Botschafter der Ukraine in Norwegen, Tschechien und Ungarn sowie Indien entlassen. Gründe oder eine künftige Verwendung der Diplomaten wurden zunächst nicht genannt.

Schon vor einigen Tagen hatte sich eine Änderung bezüglich der Personalie abgezeichnet. Melnyk sollte nach Medienberichten abberufen werden und ins Außenministerium nach Kiew wechseln. Die „Bild“-Zeitung hatte unter Berufung auf mehrere Quellen in Kiew zuerst berichtet, dass das Außenministerium dies Präsident Wolodymyr Selenskyj vorgeschlagen habe.

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Melnyk könnte stellvertretender Außenminister werden, schrieb die Zeitung. Auch dem Tagesspiegel war dies aus Diplomatenkreisen bestätigt worden.

Selenskyj bezeichnet Rotation von Botschaftern als Teil diplomatischer Praxis

Selenskyj hat die Abberufung von Botschafter Andrij Melnyk aus Deutschland als normalen Vorgang bezeichnet. „Ich habe heute Dekrete über die Entlassung einiger Botschafter der Ukraine unterzeichnet. Diese Frage der Rotation ist ein üblicher Teil der diplomatischen Praxis“, sagte er am Samstag in einer Videobotschaft, ohne einen der fünf Botschafter namentlich zu nennen.

„Für Tschechien, Deutschland, Ungarn, Norwegen und Indien werden neue Vertreter der Ukraine ernannt“, sagte Selenskyj. Die Kandidaten würden vom Außenministerium vorbereitet.

Kritiker der Politik der Bundesregierung

Melnyk ist in Deutschland durch scharfe Kritik an der Ukraine-Politik der Bundesregierung bekannt. Zuletzt geriet er mit umstrittenen Äußerungen über den früheren Nationalistenführer Stepan Bandera (1909-1959) unter Druck. Melnyk hatte Bandera in einem Interview in Schutz genommen und gesagt: „Bandera war kein Massenmörder von Juden und Polen.“ Dafür gebe es keine Belege.

Scharfe Kritik an den Äußerungen kamen unter anderem aus Polen und von der israelischen Botschaft in Berlin. Das ukrainische Außenministerium hatte erklärt, Melnyk habe seine persönliche Position wiedergegeben, die nicht die Haltung des Ministeriums sei.

Der sonst so schlagfertige Melnyk hatte anschließend tagelang nichts dazu gesagt, reagierte dann aber am Dienstag mit einem Tweet auf die Vorwürfe. Seine Worte adressierte er ausdrücklich auch an die „lieben jüdischen Mitbürger“. Melnyk sprach von absurden Vorwürfen, die er entschieden zurückweise.

„Jeder, der mich kennt, weiß: immer habe ich den Holocaust auf das Schärfste verurteilt.“ Die Nazi-Verbrechen des Holocaust seien eine gemeinsame Tragödie der Ukraine und Israels. (dpa)

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