zum Hauptinhalt
Mit formalen Qualifikationen kommen nur wenige nach Deutschland.

© Christoph Schmidt/dpa

Statistiken der Bundesagentur für Arbeit: Immer mehr Flüchtlinge finden einen Job

Erfreuliche Entwicklung: Im April hatten 26 Prozent der Flüchtlinge einen Job. Auch die Zahl der Hartz-IV-Empfänger in dieser Gruppe ist gesunken.

Die Zahl der Flüchtlinge, die in Deutschland einen Arbeitsplatz erhalten, steigt. Bisher haben 290.000 Menschen aus Kriegs- und Krisenländern wie Syrien Beschäftigung aufgenommen, wie aktuelle Statistiken der Bundesagentur für Arbeit (BA) zeigen. Es gebe keinen Grund, den Kopf in den Sand zu stecken, sagte BA-Vorstandschef Detlev Scheele am Mittwoch: „Das ist eine sehr erfreuliche Zahl.“

Die meisten haben sozialversicherungspflichtige Arbeit gefunden (80 Prozent), etwa ein Fünftel sind geringfügig beschäftigt. Hinzu kommen 28.000 junge Menschen, die eine Ausbildung begonnen haben und weitere 26.000, die auf der Suche nach einer Lehrstelle sind. „Da sind wir sogar ein bisschen erfolgreicher als wir dachten“, sagte Scheele.

1,5 Millionen Menschen aus Krisenländern in Deutschland

Seit drei Monaten geht auch die Zahl der Geflüchteten, die auf Hartz IV angewiesen sind, leicht zurück. Das liegt daran, dass mehr Menschen eine Arbeit annehmen als neue Empfänger nachkommen. „Es gibt keinen Run ins Sozialsystem“, sagt Daniel Terzenbach. Er beschäftigt sich bei der Bundesagentur seit längerem mit der Arbeitsmarktintegration dieser Personengruppe. Im Schnitt verließen zuletzt 2500 Menschen im Monat den Hartz-IV-Bezug, während 2400 nachrückten. Eine „beruhigende Entwicklung“, wie der BA-Geschäftsführer findet.

Im April 2018 waren 1,5 Millionen Menschen aus Kriegs- und Krisenländern in Deutschland, wie es in einem Bericht des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) heißt. Zu diesen Ländern gehören Syrien, der Irak, Afghanistan, Iran, Pakistan, Somalia, Eritrea und Nigeria.

Unter den Geflüchteten sind viele Kinder, im erwerbsfähigen Alter sind eine Million Menschen. Knapp 26 Prozent davon hatten im April eine Anstellung. Viele Migranten sind aktuell noch nicht auf Arbeitssuche, etwa weil sie einen Deutsch- oder Integrationskurs absolvieren oder sich in einer Fördermaßnahme befinden.

Die Mehrheit der arbeitslosen Flüchtlinge ist unter 35 Jahre alt. Mit formalen Qualifikationen kommen nur wenige nach Deutschland. Gut zwei Drittel der Betroffenen bringen Kenntnisse für Helfertätigkeiten mit, etwa 15 Prozent sind Fachkräfte oder Spezialisten. Bei den Branchen ragt die Zeitarbeit deutlich heraus, jede dritte Anstellung erfolgte 2017 in diesem Bereich. An zweiter Stelle stehen das Gastgewerbe und wirtschaftliche Dienstleistungen (meist Reinigungsgewerbe), gefolgt von der Autoreparatur oder dem Handel mit Kraftfahrzeugen.

Große Unterschiede bei den Geschlechtern

Große Unterschiede gibt es bei den Geschlechtern. Während es bei den Männern gelang, jeden fünften Hartz-IV-Bezieher in Arbeit zu bringen, liegt diese Quote bei den Frauen bei gerade mal vier Prozent. BA-Experte Terzenbach erklärt dies nur zu einem kleineren Teil mit fehlenden Qualifikationen: „Das hat auch kulturelle Gründe.“ Ein anderes Rollenverständnis sowie fehlende Kinderbetreuung führten dazu, dass es schwerer sei, Frauen in einen Job zu vermitteln. „Da haben wir auch noch nicht die Antwort“, sagt Terzenbach. Auch bei den Deutschkenntnissen schneiden geflüchtete Frauen in der Regel schlechter ab als die Männer, sagt Joachim Möller, Leiter des Nürnberger Forschungsinstituts IAB. Von den Menschen, die nach 2013 nach Deutschland kamen, gaben in Befragungen etwa 50 Prozent der Männer an, mittlerweile über akzeptable Sprachkenntnisse zu verfügen, während es bei den Frauen nur 30 Prozent waren.

Fehlende Deutschkenntnisse weiterhin größte Hürde

Die fehlenden Deutschkenntnisse sind nach Ansicht von Arbeitsmarktforschern nach wie vor die größte Hürde. Hinzu kommt, dass es hierzulande nicht einfach ist, ohne formale Abschlüsse und Zeugnisse auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. IAB-Leiter Möller warnt außerdem vor überzogenen Erwartungen. Unter den Flüchtlingen, die aus humanitären Gründen hier Schutz suchten, seien auch stark traumatisierte und körperlich geschädigte Personen, sagt er: „Wir werden nicht jeden dauerhaft integrieren können.“

Zur Startseite