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Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier

© dpa/Kristin Schmidt

„Dieses zweite Leid in der Nachkriegszeit“: Steinmeier bittet Sinti und Roma um Vergebung für Ausgrenzung

Nach der Verfolgung durch die Nazis seien Sinti und Roma weiter herabgewürdigt worden, sagt der Bundespräsident. Er ruft zum Kampf gegen Antiziganismus auf.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die deutschen Sinti und Roma um Vergebung gebeten für Diskriminierung und herabwürdigende Behandlung in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. In der jungen Bundesrepublik hätten Sinti und Roma „Ausgrenzung und Herabwürdigung“ erfahren, sagte Steinmeier am Donnerstag in einer Videobotschaft zum 40. Jubiläum der Gründung des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma. Dieser hatte 1982 in Heidelberg seine Arbeit aufgenommen.

In der Nachkriegszeit seien der von den Nazis begangenen Völkermord an den Sinti und Roma „verschwiegen, verleugnet oder verdrängt“ und Ansprüche auf Entschädigung viel zu lange nicht anerkannt worden, sagte Steinmeier. Zudem hätten Behörden, Polizei und Justiz diese weiter stigmatisiert und kriminalisiert. „Auch für dieses zweite Leid, das den Sinti und Roma in der Nachkriegszeit angetan wurde, will ich heute im Namen unseres Landes um Vergebung bitten“, sagte der Bundespräsident.

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Zugleich dankte der Präsident dem Zentralrat für dessen Engagement für die eigene Minderheit wie für die Demokratie insgesamt. Die Arbeit fördere den Austausch und helfe, „Klischees und Vorurteile zu überwinden, Verständnis und Respekt wachsen zu lassen“. Auch heute erlebten Sinti und Roma in Deutschland Diskriminierung und Ausgrenzung, etwa in Kitas und Schulen oder bei der Wohnungssuche.

Steinmeier rief die Bürger zum Kampf gegen Antiziganismus, Antisemitismus und Rassismus auf. „Wir müssen dafür sorgen, dass die Geschichten der verfolgten Sinti und Roma und ihrer Nachkommen lebendig bleiben, auch wenn es keine Zeitzeugen und Zeitzeuginnen mehr gibt, die davon berichten können“, mahnte er.

Der Völkermord an den Sinti und Roma war Bestandteil der von den Nationalsozialisten betriebenen rassistischen Ausrottungs- und Vernichtungspolitik. Europaweit wurden 500.000 Angehörige der Minderheit systematisch ermordet, davon mehr als 20.000 aus Deutschland. Offiziell als solcher benannt wurde der Völkermord erstmals 1982 durch Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD). Als nationale Minderheit anerkannt sind die Sinti und Roma seit 1995.

Seit 1990 wird am 8. April auf die Diskriminierung und die Verfolgung der Roma aufmerksam gemacht. Am Aktionstag wird zudem an die Anfänge der Bürgerrechtsbewegung der Roma und den ersten Welt-Roma-Kongress erinnert, der am 8. April 1971 in London stattfand. (AFP, epd)

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