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Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer hört sich beim Sachsendialog in Werdau die Sorgen der Menschen an.

© Robert Ide

Tagesspiegel Plus

Strukturwandel in Sachsen: „Sieh zu, dass wir hier nicht zum Schrottplatz werden!“

Im Landkreis Zwickau sind die Menschen im Osten am unzufriedensten. 35 Jahre nach der Einheit fürchtet die Region, sich in ein Industriemuseum zu verwandeln. Das bekommt auch Ministerpräsident Kretschmer zu spüren. Ein Besuch.

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Michael Kretschmer schaut an der Glut seiner Zigarette vorbei in die Nacht, als ihm Christian Otto zum Abschied die Hand gibt. „Mach’s gut, Michael! Und sieh zu, dass wir hier nicht zum Schrottplatz für Elektroautos werden.“ Kretschmer nickt, im Gesicht des sächsischen Ministerpräsidenten macht sich die nächste Sorgenfalte breit.

„Viele Menschen hier in der Region fühlen sich verraten“, sagt der CDU-Spitzenmann, während er seine Zigarette ausdrückt. „Sie haben den Versprechen geglaubt, investiert, Kredite aufgenommen – ihre Häuser sind noch nicht abbezahlt.“

Kretschmer geht wieder rein in die Stadthalle von Werdau zu den anderen Menschen, die an diesem Abend beim „Sachsengespräch“ ihren Kummer mit ihm teilen wollen. Und ihre Angst, dass es hier im Landkreis Zwickau bald auch tagsüber zappenduster wird.

Blühende Landschaften in Ostdeutschland zu finden, ist 35 Jahre nach der Einheit nicht schwer. Auch die Altstadt des früheren Textilzentrums Werdau ist hübsch restauriert. Doch wenn der Schienenersatzverkehr an vermaisten und windberäderten Feldern vorbeischaukelt, fällt schon eines auf: Am Straßenrand weisen keine Hinweisschilder mehr zur Textilfabrik, zur Süßwarenfabrik oder zum nächsten Autobauzulieferer.

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