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In der Altstadt von Düsseldorf.

© Maja Hitij/dpa

Update

Festnahmen in Düsseldorf und Gießen: Syrischem Flüchtling werden Kriegsverbrechen und Mord vorgeworfen

Die Bundesanwaltschaft hat in Düsseldorf und Gießen zwei Syrer festnehmen lassen. Sie sollen zur Terrormiliz "al-Nusra" gehört haben. Einer wird des 36-fachen Mordes beschuldigt.

Von Frank Jansen

Der Tatvorwurf ist monströs. Der in Deutschland lebende Syrer Abdalfatah H. A. soll an der Tötung von 36 Polizisten und Soldaten des Assad-Regimes beteiligt gewesen sein. Am Mittwochabend hat die Bundesanwaltschaft den in Düsseldorf lebenden, 35 Jahre alten Flüchtling festnehmen lassen. Im Haftbefehl werden Abdalfatah H. A. Kriegsverbrechen und Mord „in 36 tateinheitlichen Fällen“ angelastet. Der Mann soll als Mitglied der mit Al Qaida verbündeten Miliz Jabhat al Nusra im März 2013 in der syrischen Stadt Al Tabqa zusammen mit weiteren Männer seiner Kampfeinheit ein Scharia-Todesurteil vollstreckt haben. Eine solche Dimension mutmaßlicher Kriegsverbrechen habe es bei den deutschen Verfahren zum syrischen Bürgerkrieg noch nicht gegeben, hieß es am Donnerstag in Sicherheitskreisen.

Am Dienstagabend hatte die Polizei bereits im Regierungsbezirk Gießen ein weiteres mutmaßliches Ex-Mitglied der Kampfeinheit festgenommen. Dem 26 Jahre alten syrischen Flüchtling Abdulrahman A. A. wirft die Bundesanwaltschaft vor, 2013 ebenfalls der Jabhat al Nusra angehört und gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz verstoßen zu haben. Der Mann soll die Kampfeinheit gegründet haben, die mutmaßlich die 36 Soldaten und Polizisten hingerichtet hat. Abdulrahman A. A. habe die Gelder und Fahrzeuge der Truppe verwaltet, sagt die Bundesanwaltschaft. Außerdem soll der Dschihadist gemeinsam mit Abdalfatah H. A. an Kämpfen gegen syrische Militärverbände teilgenommen haben, unter anderem an der im November 2013 erfolgten Einnahme eines großen Waffendepots in der Kleinstadt Mahin.

Der Tatkomplex ist zudem verknüpft mit einer weiteren größeren Terrorgeschichte. Der Kampfeinheit soll auch der Syrer Abd Arahman A. K. angehört haben. Der im Juni 2016 in Baden-Württemberg festgenommene Mann hatte nach Erkenntnissen der Bundesanwaltschaft gemeinsam mit drei Komplizen einen schweren Anschlag auf die Düsseldorfer Altstadt geplant. Demnach sollten Selbstmordattentäter auf der Heinrich-Heine-Allee ihre Sprengstoffwesten zünden und weitere Angreifer mit Schusswaffen und Sprengsätzen zusätzlich viele Passanten töten.

Der Anschlag soll im Auftrag der Terrormiliz „Islamischer Staat“ vorbereitet worden sein. Abd Arahman A. K. soll nach seiner Zeit bei der Kampfeinheit der Jabhat al Nusra zum IS gewechselt sein. In dessen Auftrag sei er im Oktober 2014 nach Deutschland gereist, um sich an dem geplanten Anschlag zu beteiligen, sagt die Bundesanwaltschaft. Düsseldorf blieb jedoch der Angriff erspart, weil sich einer der vier Terrorverdächtigen in Paris den französischen Sicherheitsbehörden offenbarte.

Mutmaßlicher Terrorhelfer in Bayern festgenommen

Auch die bayerischen Behörden haben einen mutmaßlichen Terrorunterstützer festgenommen. Wie die Generalstaatsanwaltschaft in München am Donnerstag mitteilte, wurde der 33-jährige Mann aus Bosnien-Herzegowina am Dienstag im Raum Nürnberg-Fürth gefasst. Er sei "dringend verdächtig, die ausländische terroristische Vereinigung Dschunud al-Scham durch die Lieferung mehrerer Kraftfahrzeuge unterstützt zu haben". Zudem wird dem Mann laut Ermittlern ein Verstoß gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz in Syrien zur Last gelegt. Der Beschuldigte wurde demnach am Mittwoch dem Ermittlungsrichter des Oberlandesgerichts München vorgeführt, der ihm den vorliegenden Haftbefehl eröffnete und den Vollzug der Untersuchungshaft anordnete. Den Haftbefehl hatte laut Generalstaatsanwaltschaft die Bayerische Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus erwirkt. (mit AFP)

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