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Afghanische Truppen an einer Straße nahe der Front zu den Taliban

© dpa/AP/Nazim Qasmy

Taliban setzen Vormarsch in Afghanistan fort: Tadschikistan mobilisiert 20.000 Reservisten zum Schutz der Grenze

Mehr als tausend Soldaten der afghanischen Armee sind vor den Taliban ins Nachbarland Tadschikistan geflohen. Dessen Präsident lässt die Grenze sichern.

Nach der Flucht von mehr als tausend afghanischen Soldaten ins benachbarte Tadschikistan hat der tadschikische Präsident Emomali Rachmon die Mobilisierung von 20.000 Reservisten angeordnet. Sie sollten für einen stärkeren Schutz der Grenze zwischen Tadschikistan und Afghanistan sorgen, teilte die Präsidentschaft am Montagabend mit.

Das tadschikische Komitee für nationale Sicherheit hatte zuvor mitgeteilt, dass 1037 afghanische Soldaten nach heftigen Kämpfen mit den radikalislamischen Taliban in der Nacht zum Montag die Grenze überquert hätten, "um ihr Leben zu retten". "Unter Berücksichtigung des Prinzips guter Nachbarschaft" sowie der "Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten Afghanistans" sei den Soldaten der Grenzübertritt gestattet worden. Die Taliban hätten volle Kontrolle über sechs Bezirke in der Provinz Badachschan im Nordosten Afghanistans erlangt.

Seit Beginn des Abzugs der internationalen Truppen aus Afghanistan haben die Taliban ihren Vormarsch verstärkt. Nach und nach bringen sie immer mehr Gebiete unter ihre Kontrolle.

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Russland schloss unterdessen sein Konsulat im nordafghanischen Masar-i-Scharif wegen der sich verschlechternden Sicherheitslage. Der russische Afghanistan-Gesandte Samir Kabulow sagte der staatlichen Nachrichtenagentur Tass, die Situation verändere sich "schnell". "Die afghanischen Truppen haben zu viele Bezirke aufgegeben. Dies sorgt natürlich für Nervosität", sagte er. Viele Konsulate in Masar-i-Scharif hätten "vorübergehend ihre Aktivitäten ausgesetzt, bis die Lage klar ist". Aus Masar-i-Scharif waren erst Ende Juni die letzten Bundeswehrsoldaten nach Deutschland zurückgekehrt.

Ein Sprecher der russischen Botschaft in Kabul sagte, Moskau plane nicht die Räumung der diplomatischen Vertretung. "Die Botschaft ist gut verteidigt", sagte Nikita Ischtschenko der Nachrichtenagentur Ria Nowosti.

Taliban rücken im Norden vor

Im Norden des Landes erzielten die Taliban am Wochenende bedeutende Gebietsgewinne. Die Provinzen Badachschan und Tachar wurden fast vollständig von den Radikalislamisten erobert; nur noch in den Provinzhauptstädten liegt die Kontrolle bei den afghanischen Streitkräften. Berichten zufolge gelang den Taliban zudem die Einnahme von strategisch wichtigen Bezirken außerhalb der südafghanischen Großstadt Kandahar sowie in der Provinz Helmand - beides traditionell Hochburgen der Radikalislamisten.

Die Einnahme weiter Teile von Badachschan und Tachar bedeutet für die afghanischen Streitkräfte eine dramatische Niederlage von hoher symbolischer Bedeutung. Beide Provinzen galten während des Bürgerkriegs in den 1990er Jahren als zentrale Bollwerke der gegen die Taliban agierenden Nordallianz. (AFP)

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