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Seit dem Sturz Ben Alis im Januar verzeichnet Tunesien eine steigende Kriminalität. Sicherheitskräfte beschuldigen die Anhänger des Ex-Präsidenten, das Land destabilisieren zu wollen.

© Reuters

Tunesien: Tote bei Straßenschlachten in Tunis

In der tunesischen Hauptstadt Tunis haben sich am Samstag Gegner der Übergangsregierung heftige Straßenschlachten mit der Polizei geliefert, bei denen drei Menschen getötet wurden. Nach Angaben des Innenministeriums wurden zudem mehrere Menschen verletzt.

Binnen zwei Tagen wurden rund zweihundert Menschen festgenommen, wie es in einer Erklärung des Ministeriums hieß.

Im Zentrum von Tunis gingen die Polizisten mit Tränengas gegen die überwiegend jungen Demonstranten vor, die Steine warfen und Straßenbarrikaden errichteten, wie ein AFP-Reporter berichtete. Gegen 17 Uhr Ortszeit waren eine sehr heftige Explosion sowie Gewehrfeuer zu hören. Mehrere Armeehubschrauber überflogen das Stadtviertel.

Auch zahlreiche junge Frauen nahmen an den Protesten teil. Die Polizisten, die teils in Zivil auftraten, wurden in ihrem gewaltsamen Vorgehen gegen die Demonstranten von Soldaten unterstützt. Die Bourguiba-Allee, eine der Hauptstraßen von Tunis, war bedeckt von Steinen, Absperrungen und abgerissenen Mülltonnen.

Das Innenministerium verhängte am Nachmittag eine Sperre für die Allee. Von Samstag 18 Uhr bis Sonntag um Mitternacht dürften keine Fußgänger oder Autos auf der Straße verkehren, berichtete die tunesische Nachrichtenagentur TAP. Das Ministerium machte in seiner Erklärung „eine Gruppe von Aufrührern“ für die Zusammenstöße verantwortlich. Diese hätten sich unter die friedlichen Demonstranten gemischt und die Gewalt provoziert.

Bereits am Freitag hatte es in dem Viertel heftige gewaltsame Auseinandersetzungen gegeben. Für viele Tunesier verkörpert die Polizei noch immer die Unterdrückung durch den langjährigen Machthaber Zine El Abidine Ben Ali. Dieser war am 14. Januar nach wochenlangen Protesten gestürzt worden und hatte sich ins Exil nach Saudi-Arabien abgesetzt.

Die Übergangsregierung von Mohammed Ghannouchi, der schon unter Ben Ali als Regierungschef gedient hatte, hat einige Reformen und Wahlen angekündigt, doch geht das den Demonstranten nicht weit genug. Sie fordern eine Verbesserung ihrer sozialen Lage, die von Armut, Arbeitslosigkeit und steigenden Lebenshaltungskosten geprägt ist. Der Aufstand gegen die autoritären Führungen in der arabischen Welt hatte im Dezember in Tunesien seinen Anfang genommen. (AFP)

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