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Irak: Über 100 Tote bei Anschlägen auf Pilger

Die Welle der Gewalt im Irak reißt nicht ab. Allein bei einem Selbstmordattentat inmitten einer Menschenmenge in der Nähe der Stadt Hilla starben mindestens 90 schiitische Muslime.

Bagdad/Tikrit/Kerbela - Zwei Selbstmordattentäter zündeten dabei ihre Sprengstoffgürtel inmitten einer Menschenmenge. Aus umliegenden Krankenhäusern hieß es, mindestens 160 Menschen seien verletzt worden, darunter Frauen und Kinder. Viele schwebten noch in Lebensgefahr. Die Pilger waren zu Fuß auf einer Straße zwischen Hilla und Nadschaf auf dem Weg zu den heiligen Stätten von Kerbela.

Auch an anderen Orten wurden schiitische Pilger getötet. In dem vorwiegend von Sunniten bewohnten Al-Dura-Viertel im Süden von Bagdad starben fünf Schiiten durch Gewehrkugeln. Zwei weitere Pilger starben in Al-Dura durch einen Sprengsatz. In West-Bagdad riss eine Autobombe fünf Schiiten in den Tod. Südlich der Hauptstadt, in Al-Latifija, wurden drei Pilger erschossen. Nördlich von Bagdad wurden drei schiitische Angehörige der turkmenischen Minderheit getötet.

Massives Polizeiaufgebot zum Schutz von Pilgern

Im südlich von Bagdad gelegenen Kerbela ehren die schiitischen Muslime den Imam Hussein, der im Jahr 680 gestorben ist. An diesem Wochenende wird der 40. Tag nach dem Jahrestag des Todes begangen, der das Ende der Trauerzeit markiert. Rund um Kerbela, wo die Grabmoschee des Enkels des Propheten Mohammed steht, sind nach Angaben eines Sprechers bereits 8000 Polizisten postiert, um die Pilger zu schützen. Es wird mit mehr als einer Million Besucher gerechnet.

Die Europäische Union zeigte sich bestürzt von den Anschlägen auf die Pilger und verurteilte sie aufs Schärfste. In einer Erklärung sprach die deutsche EU-Ratspräsidentschaft den Angehörigen der Opfer ihr Mitgefühl aus und wünschte den Verletzten rasche Genesung. Sie fordert alle irakischen Gruppen auf, der Gewalt entschieden entgegenzutreten. Nur über einen umfassenden Prozess der nationalen Aussöhnung wird sich die Lage in Irak nachhaltig stabilisieren lassen.

Sechs tote US-Soldaten binnen 24 Stunden

Das US-Militär im Irak gab unterdessen bekannt, Aufständische hätten innerhalb von 24 Stunden neun amerikanische Soldaten getötet. Bei einem Angriff in der Provinz Salaheddin im Norden starben nach Angaben des US-Militärkommandos in Tikrit sechs Soldaten. Drei weitere US-Soldaten seien am Montag bei einer Sprengstoffattacke in der Provinz Dijala ums Leben gekommen. Insgesamt wurden vier Soldaten verletzt.

Im Osten von Bagdad kamen am Dienstag fünf Polizisten bei einem Anschlag auf ihre Patrouille ums Leben. In Suwaira, 40 Kilometer südlich von Bagdad, ermordeten Unbekannte einen Oberstleutnant der Polizei. Drei seiner Leibwächter wurden nach Polizeiangaben verletzt. (tso/dpa)

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