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EU-Mythen: Über Gurken und Kondome

Die EU wird 50. Sie hat den Krümmungsgrad von Gurken geregelt und zwingt Männer in Einheitskondome. Oder stimmt das etwa nicht? Einige europäische Mythen auf dem Prüfstand.

Stand:

Die EU hat den Krümmungsgrad von Salatgurken geregelt

Wahr. Die Verordnung zur Festsetzung von Qualitätsnormen für Gurken von 1988 schreibt Krümmungsgrade für vier Handelsklassen vor. Edle Gurken der Extra-Klasse dürfen danach maximal eine Krümmung von zehn Millimetern je zehn Zentimeter Länge haben. Auch ganz krumme Dinger sind erlaubt - aber nur, wenn die Gurken "keine andere Verformung als ihre Krümmung aufweisen". Dies sei kein Beispiel Brüsseler Regelungswut, betont die EU-Kommission, sondern Wunsch des Handels: So passten mehr Gurken in eine Standardkiste.

Die EU zwingt Männer in Einheitskondome

Falsch. Zwar ist das Kondon laut EU-Beschluss von 1993 als "medizinische Vorrichtung" eingestuft, dessen Größenordnung zu bestimmen ist. Aber es gibt lediglich eine Empfehlung an die EU-Staaten. Danach sollte ein Kondom maximal 16 Zentimeter lang sein. Nichts hindert Mannsbilder jedoch am Kauf eines größeren (oder kleineren) Kondoms.

EU-Bürokraten haben eine Geheimsprache entwickelt

Richtig. Wer weiß schon, was es mit dem "AStV" auf sich hat? Was verbirgt sich hinter "Komitologie" und was um alles in der Welt sind "Konvergenzkriterien"? EU-Funktionäre haben ein Kauderwelsch geschaffen, das viel schwieriger zu verstehen ist als Esperanto. "AStV" ist übrigens der Ausschuss der Ständigen Vertreter - das sind die Botschafter der 27 Mitgliedstaaten, die in Brüssel Beschlüsse für Ministerräte oder Gipfeltreffen vorbereiten.

Die EU will eine Zwangsbremse für Autos anordnen

Falsch. Hintergrund der Behauptung: Die EU will Autofahren über das ab 2011 geplante Satelliten-Navigationssystem Galileo erleichtern. Der Bordcomputer würde dann den Fahrer nicht nur warnen, wenn er zu schnell in eine Kurve fährt oder sich vor ihm ein Stau bildet, sondern er könnte in lebensgefährlichen Situationen auch die Kontrolle über den Wagen übernehmen. Jeder Autobesitzer kann jedoch selbst entscheiden, ob er dieses Navigationssystem kauft.

Die EU hat sogar Vorschriften für Astlöcher

Nicht mehr wahr. Eine Richtlinie von 1968 zur Sortierung von Rohholz hat die EU Mitte Februar im Kampf gegen zu viel Bürokratie abgeschafft. Trauer empfindet höchstens die Holzwirtschaft. Denn darin war Rohholz als "gefälltes, entwipfeltes und entastetes Holz" definiert, "auch wenn es entrindet, abgelängt oder gespalten ist". Zu Astlöchern hieß es: "Die Abholzigkeit wird in Zentimetern mit einer Dezimalstelle pro Meter ausgedrückt." (tso/AFP)

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