
© IMAGO/Anadolu Agency/IMAGO/Dursun Aydemir
Umfrage zur „Stadtbild“-Debatte: Zwei Drittel der Bundesbürger fordern von Merz sorgfältigere Wortwahl
Mit Blick auf die „Stadtbild“-Debatte hält eine klare Mehrheit der Deutschen die Formulierungen des Kanzlers für stark ausbaufähig. Auch unter Unionsanhängern sieht das ein beträchtlicher Anteil so.
Stand:
Vor dem Hintergrund der „Stadtbild“-Debatte erwarten zwei Drittel der Bundesbürger von Kanzler Friedrich Merz (CDU), seine Formulierungen besser abzuwägen. Laut einer Umfrage des Forsa-Instituts für den „Stern“ und „RTL Deutschland“ finden 66 Prozent die Wortwahl des CDU-Chefs teilweise nicht angemessen. 30 Prozent seien hingegen zufrieden damit, wie Merz sich äußert.
Mit Blick auf Parteipräferenzen sind es vor allem Anhänger von Linke (96 Prozent) und Grünen (92 Prozent), die die Wortwahl des Kanzlers kritisch sehen. Auch die Wähler des Koalitionspartners, der SPD, blicken mit Argwohn auf einige Aussagen von Merz.
50 Prozent der AfD sind ebenfalls nicht einverstanden mit der Art und Weise, wie der Kanzler sich ausdrückt. Nur bei den Unionsanhängern ist eine Mehrheit zufrieden mit Merz’ Kommunikation (55 Prozent). Zugleich wünschen sich aber auch 44 Prozent der eigenen Unterstützer, dass Merz künftig sorgfältiger seine Worte wählt.
Merz hatte die Debatte vor zwei Wochen mit einer Äußerung zur Migrationspolitik der Bundesregierung ausgelöst: „Wir haben natürlich immer im Stadtbild noch dieses Problem, und deswegen ist der Bundesinnenminister ja auch dabei, jetzt in sehr großem Umfang auch Rückführungen zu ermöglichen und durchzuführen.“ Auf eine spätere Nachfrage, was er mit seiner Äußerung zu Problemen im Stadtbild denn gemeint habe, antwortete er: „Fragen Sie mal Ihre Töchter, was ich damit gemeint haben könnte.“
Erst acht Tage später wurde Merz konkreter: Probleme machten diejenigen Migranten, die keinen dauerhaften Aufenthaltsstatus hätten, die nicht arbeiteten und die sich auch nicht an die in Deutschland geltenden Regeln hielten, sagte er.
Im Politbarometer von ZDF und Tagesspiegel gaben 63 Prozent der Befragten dem CDU-Vorsitzenden in der präzisierten Äußerung recht. Gleichzeitig machten in den vergangenen zwei Wochen Tausende Menschen auf Dutzenden Demonstrationen bundesweit ihrem Unmut über die Äußerungen Luft.
Nicht zum ersten Mal hat eine Äußerung von Merz solche Wellen geschlagen. Schon öfter trat der CDU-Politiker mit Formulierungen Debatten los. Während eines Auftritts bei Markus Lanz hatte Merz die Söhne von Migranten mal als „kleine Paschas“ bezeichnet. Auch hatte er „Sozialtourismus“ aus der Ukraine beklagt und Geflüchteten vorgeworfen, sich hier „die Zähne neu machen“ zu lassen, während Deutsche angeblich keinen Termin bekämen.
Die genaue Fragestellung der aktuellen Forsa-Umfrage lautete: „Bundeskanzler Friedrich Merz gebraucht manchmal Formulierungen, die heftige Diskussionen auslösen. Finden Sie persönlich die Äußerungen von Friedrich Merz im Allgemeinen angemessen und richtig, oder sollte er seine Worte und Formulierungen sorgfältiger abwägen?“
Befragt wurden den Angaben nach am 23. und 24. Oktober 1008 Menschen. Die Umfrage sei repräsentativ, heißt es. (Tsp/dpa)
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: