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Politik: USA kaufen Schimmel-Mais In Deutschland gilt das Getreide als Sondermüll

Hannover - Für Niedersachsens Landwirtschaftsminister Christian Meyer (Grüne) ist es eine „perverse Nummer“. Der in Bremen und Brake beschlagnahmte Gift-Mais wird nicht verbrannt, sondern in die USA verkauft und dort vermutlich an Vieh verfüttert.

Hannover - Für Niedersachsens Landwirtschaftsminister Christian Meyer (Grüne) ist es eine „perverse Nummer“. Der in Bremen und Brake beschlagnahmte Gift-Mais wird nicht verbrannt, sondern in die USA verkauft und dort vermutlich an Vieh verfüttert. „Wir haben leider keine Möglichkeit, gegen den Export vorzugehen“, bedauerte Meyer in einem Gespräch mit dem Tagesspiegel. Am Donnerstag sollte die Verschiffung der im Bremer Hafen lagernden 25 000 Tonnen beginnen.

Am Vortag hatte das niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (Laves) den Ausfuhrantrag eines Hamburger Handelskonzerns für diese Charge genehmigen müssen. Dass das mit dem krebserregenden Schimmelpilz Aflatoxin B 1 belastete Getreide in Deutschland und Europa nicht verwertet werden darf, spielte dabei keine Rolle. In den USA liegt der zulässige Grenzwert für Aflatoxin laut Agrarministerium in Hannover mit 500 Mikrogramm pro Kilogramm Futtermittel um das 25-fache höher als in der EU. Die US-Ernährungsbehörde FDA hat der Einfuhr zugestimmt. Daher habe man den zweifelhaften Handel rechtlich nicht verhindern können, erklärte der Minister.

Im Februar war der Skandal um den verseuchten Mais aus Serbien aufgeflogen, nachdem Rückstände des Schimmel-Gifts in der Milch eines niedersächsischen Bauernhofs entdeckt worden waren. Tausende von Agrarbetrieben in mehreren Bundesländern wurden damals vorsorglich gesperrt; 10 000 Tonnen waren zuvor ausgeliefert worden. Die 25 000 Tonnen in Bremen sowie weitere 10 000 Tonnen in Brake wurden beschlagnahmt. Die Behörden verlangten eine Vernichtung als Sondermüll. Die vom Hamburger Importeur für den Braker Bestand zunächst angestrebte Verwertung in Biogasanlagen untersagte das Gewerbeaufsichtsamt Oldenburg, da hierbei schädliche Rückstände anfallen könnten.

Einen Eilantrag der Firma schmetterte das Verwaltungsgericht Oldenburg ab. Gegen die neue Geschäftsidee des Futterhändlers sind Behörden und Justiz nach eigener Einschätzung aufgrund der EU-Richtlinien allerdings machtlos. Während Meyer das Agieren der Firma als „absolut unverantwortlich“ kritisierte, rechtfertigte das Unternehmen selbst den Export als unbedenklich. An Schweine und Mastrinder könne man den Mais verfüttern, da sich das Aflatoxin nicht im Fleisch ablagere. Die FDA soll dem Vernehmen nach immerhin zugesagt haben, die niedersächsische „Auflage“ zu beachten, dass der Mais wegen des Risikos für Milch und Eier nicht an Kühe und Hühner verfüttert werden dürfe. Ob die US-Abnehmer des giftigen Getreides sich an diese Vorgaben tatsächlich halten, wagen Experten in Hannover allerdings zu bezweifeln. „Das kann hier doch niemand überprüfen.“ Peter Mlodoch

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