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Versklavt und vergewaltigt: Viele Frauen der Minderheit litten entsetzlich.

© dpa

Verbrechen des IS im Irak und Syrien: Die Hölle der Jesidinnen

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International recherchierte die Verbrechen des "Islamischen Staats" und berichtet, wie Frauen und Mädchen im Irak und in Syrien von IS-Kämpfern grauenvoll missbraucht werden.

In einem detaillierten Bericht schildert Amnesty International die Gräueltaten des „Islamischen Staats“ (IS) in Syrien und im Irak. Die Menschenrechtsorganisation konnte mit mehreren geflüchteten Frauen und Kindern sprechen, die von den Verbrechen der Terrormiliz berichten. So habe der IS vor keiner Gruppe im Irak und in Syrien haltgemacht. Die Miliz habe systematisch nicht arabische und nicht sunnitische Gruppen angegriffen, aber auch Sunniten, die sich gegen sie stellten, wurden ermordet und misshandelt.

Vor allem verfolge der IS die Minderheit der Jesiden. Im Sindschar-Gebirge hätten die Dschihadisten seit dem Sommer ein Massaker angerichtet und Verbrechen gegen die Menschlichkeit verübt, wirft Amnesty dem IS vor. Nach Recherchen der Organisation seien tausende jesidische Männer ermordet – teils geköpft – worden. Kinder seien „als Kriegsbeute verschenkt“ oder rekrutiert worden. Frauen und Mädchen wurden dazu gezwungen, IS-Kämpfer zu heiraten, sie wurden versklavt und als Ware verkauft. „Ich wurde vergewaltigt“, berichtet zum Beispiel die 15-jährige Arwa der Menschenrechtsorganisation. „Die Männer, die uns vergewaltigt haben, drohten, unsere Familien zu ermorden, falls wir Selbstmord begehen.“ Arwa wurde zuvor vom IS aus ihrem Dorf in der Provinz Sindschar entführt.

Ein Trauma-Zentrum in Deutschland

Mit dem Menschenhandel verdiene der IS Geld, das er in seinen Terrorismus investiere. So berichtet die 19-jährige Abla, dass sie – trotz ihrer Schwangerschaft – von einem IS-Wächter in Besitz genommen werden sollte. Sie willigte in die „Heirat“ ein, weil die Miliz damit drohte, sie als Sklavin nach Syrien weiterzuverkaufen. Abla konnte in den Nordirak fliehen. Die 20-jährige Luna berichtet Amnesty von einem zehn- bis zwölfjährigen Mädchen, das sich erhängte. Zuvor hatten IS-Kämpfer den Frauen und Mädchen ihrer Gruppe Tänzerinnenkleidung gegeben und sie aufgefordert, ein Bad zu nehmen. Das Mädchen habe so sehr Angst gehabt, vergewaltigt zu werden, dass sie sich in der Nacht erhängte.

Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) kündigte am Montag in der „Bild“ an, ein „Trauma-Zentrum“ in Deutschland eröffnen zu wollen. Hier sollen 100 traumatisierte und vom IS misshandelte Frauen behandelt werden. Details über Zeitplan, Standort und Finanzierung nannte der Minister nicht.

Donatella Rovera arbeitet für Amnesty International und hat den Bericht nach langen Recherchen im Nordirak verfasst. Sie sieht ihre Aufgabe nicht darin, die politischen Maßnahmen in Deutschland und in Europa zu bewerten, weist aber darauf hin, dass die betroffenen Frauen und die traumatisierten Kinder vor Ort im Irak und in Syrien dringend weitere Hilfe brauchen: „Es gibt im Nordirak Kliniken und Trauma-Zentren, aber Frauen haben kein Geld, um ein Taxi dorthin zu nehmen oder niemanden, der sie begleitet.“ Es sei in diesem Fall wirksamer, wenn die Überlebenden unmittelbare Hilfe im Irak bekommen würden.

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