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Politik: Verdient gemacht

Von Lorenz Maroldt

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Klaus Landowsky war zu sehr Banker für einen Politiker und zu sehr Politiker für einen Banker. Die Dinge gingen ihm ineinander über. Parteispenden und Kreditanträge, die sich in seinem Büro trafen, waren gut miteinander bekannt, zu gut. Das führte zum Ende der Ära Diepgen und zum Aufstieg von Wowereit; die PDS führte es in den Senat und Landowsky vor Gericht.

Zwar hatte das Gericht über jene Parteispende, die am Anfang des öffentlichen Teils der Berliner Bankenaffäre stand, nicht zu urteilen; aber sie gehört zur Geschichte, weil sie vieles erklärt. Es lohnt, sich zwei Äußerungen von damals, 2001, über die ordnungswidrige Annahme und Verwendung dieser 40 000 Mark in den neunziger Jahren in Erinnerung zu rufen. Landowsky sagte dazu: „Das waren doch unproblematische Zeiten.“ Und die CDU erklärte, Landowsky habe die Spende nicht als ungewöhnlich empfunden, da die Geldgeber „ja seinerzeit honorige Leute“ gewesen seien. Der Glaube an die eigene Größe und an das Gute im Parteifreund vermischten sich zur fröhlichen Hoffnung nach dem Motto: Wird schon gutgehen.

Für einen Politiker mag es legitim sein, so zu denken. Für einen Banker ist es fahrlässig. Die gravierenden Pflichtverstöße, die das Gericht jetzt feststellte, sind eine unmittelbare Folge davon. Die Verurteilung Landowskys zu sechzehn Monaten Haft, ausgesetzt zur Bewährung, ist diesem Teil der Affäre angemessen.

Dass sich Landowsky für unschuldig hält, zeigt, dass er gedanklich diese scheinbar unproblematischen Zeiten noch nicht verlassen hat. Politik, Wirtschaft und Justiz auseinanderzuhalten, fällt ihm schwer. Als die Affäre politisch hinterfragt wurde, antwortet er juristisch und verwies auf seinen Erfolg im Zivilverfahren gegen die Bank. Jetzt hatten die Juristen das Wort, und Landowsky nennt das Verfahren politisch. Die Staatsanwältin, die ihn ins Gefängnis bringen wollte, ist tatsächlich Sozialdemokratin. Aber es gibt keinen Anhaltspunkt dafür, dass sich das Gericht davon hat beeindrucken lassen. Politisch ist an diesem Urteil allein, dass der Verurteilte ein Politiker war.

Die Bankenaffäre wird Stück für Stück abgetragen, aber doch hängt alles mit allem zusammen. Nur auf den ersten Blick sieht es deshalb aus wie Ironie, wenn der Vorsitzende Richter angesichts der von Landowsky mitverschuldeten Millionenverluste und Milliardenrisiken auch auf dessen Leistung hinweist: Um das Wohl der Stadt habe dieser sich verdient gemacht – in der Politik. Gerade das aber, und vor allem das Bewusstsein darum, versetzte Landowsky in die Lage, so zu handeln, wie es das Gesetz nicht erlaubt. Warum er es tat, vermochte dieses Verfahren nicht zu erhellen; das Motiv sei im Dunkeln geblieben, sagte der Richter.

Spekulationen sind Nachtschattengewächse. Die Spende, die Landowsky einst nahm, wird er so nicht wieder los. Die Ehre, die ihm abhanden kam, erhält er so nicht wieder zurück. Immerhin, Klaus Landowsky kann sich in Freiheit auf weitere Verfahren vorbereiten. Denn abgeschlossen ist die juristische Aufarbeitung des Berliner Bankenskandals mit den Urteilen von gestern noch nicht. Landowsky ist Beschuldigter in zwei weiteren Fällen, in denen die Staatsanwaltschaft Anklage erhoben hat. In dem einen geht es um Bilanzfälschung. Im anderen um Fonds, bei denen die Bank den Anteilsnehmern das Risiko abgenommen hat, zu Lasten der Allgemeinheit. Man nennt sie „Sorglos-Fonds“. Waren das unproblematische Zeiten.

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