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Verschärfte Kritik in der Union an Wadephul: Dabei meinen sie den doch nur am Rande
Der Streitfall Syrien kommt manchen in der Union gerade recht: um die Wut rauszulassen über alles, was in der Koalition nicht läuft. Und über den, der das verantwortet: Friedrich Merz.

Stand:
Was ist das für eine Regierung! Was ist das für eine CDU! In Sachen Syrien und Flüchtlinge: Da lassen sie ihren Außenminister wie einen Tropf dastehen, anstatt ihn verstehen zu wollen; und der Kanzler, sein Chef, lässt ihn hängen, mehr noch, er setzt sich von ihm ab. Vorsichtshalber.
Das sagt so viel aus über den Zustand der Partei, der Koalition, der jeweiligen Person. Das Thema geistert ja nun schon seit einigen Tagen durch die Republik. Aber nicht, dass Friedrich Merz dem beherzt ein Ende macht, nein, da muss der Bundespräsident kommen – Frank-Walter Steinmeier, Außenminister a. D., Sozialdemokrat i. R. –, um Johann Wadephul aus der Schusslinie zu bekommen.
,Den Sack schlagen, aber den Esel meinen’ – dieses Sprichwort sagt es: Eigentliches Ziel ist Merz.
Stephan-Andreas Casdorff
Was hat Wadephul eigentlich getan? Er hat in Syrien, in einem Trümmerfeld, auf eine Frage gesagt, was nicht zu übersehen ist: dass hier wohl kaum einer leben kann. Ja, sagt Steinmeier, der so was auch gesehen hat: „Diesem Erschrecken kann man auch einmal eine Weile Raum lassen.“ Richtig! Zumal Wadephul mit keinem Wort die Regierungspolitik zu Flüchtlingen und Rückführungen infrage gestellt hat.
Aber es passt halt gerade so gut. Wadephul ist als Sekretär von Merz fürs Äußere sowieso schon ständig in der Kritik; seine Autorität ist längst angekratzt. Da bietet er sich quasi an, alle Wut über alles Mögliche in der Koalition an ihm auszulassen.
„Den Sack schlagen, aber den Esel meinen“ – dieses Sprichwort sagt es: Eigentliches Ziel ist Merz. Der Kanzler führt nicht, die Unzufriedenheit wächst, und dann hat er seine Leute nicht im Griff. Wadephul, aber auch Thorsten Frei nicht, den Kanzleramtsminister. Der macht aus Sicht von CDU und CSU so viele Fehler, dass er der nächste in der Schusslinie sein wird. Lange dauert das nicht mehr.
Und was macht Friedrich Merz dann: Rauswerfen? Auswechseln? Einen, beide? Oder doch beherzt verteidigen, mit der Gefahr, selbst ins Visier zu geraten? Kleine Vorhersage: Er wird das tun, was für ihn als Kanzler das kleinere Übel ist, was weniger nach Schwäche aussieht. Das kann noch spannend werden.
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