Politik: Von Samt, Eisen und Latex

Berlin - „Eigentlich ist es etwas schade“, sagt ein CSU-Politiker, der, wie in diesem Falle alle wichtigeren CSU-Politiker, anonym bleiben will. Das ist erklärlich. Sein – gebremstes, aber insoweit ernst gemeintes – Mitleid gilt nämlich der Parteifreundin Gabriele Pauli. Die Fürther Landrätin hat bekanntlich eine wichtige Rolle gespielt beim Sturz des Edmund Stoiber. Unvergessen die Fotos vom Neujahrsempfang in München, wo der Landesvater der Widersacherin die Hand geben und dabei süßlich lächeln musste.

Jetzt macht Pauli wieder mit Fotos auf sich aufmerksam, aber anderen: Geschossen für das Hochglanzmagazin „Park Avenue“, von der „Bild“-Zeitung vorab vermarktet. Pauli, in der Boulevardpresse stets „die schöne Landrätin“, hat sich über ihre roten Haare eine rote Langmähnenperücke stülpen, eine schwarze Augenmaske schminken und Latexhandschuhe verpassen lassen. Das klingt frivoler, als es ist. Doch auch Paulis Selbsteinschätzung: „Ich sehe das als Fotokunst“ geht am Ergebnis vorbei. Es gemahnt eher an Fasching.

Das Bedauern des CSU-Gewährsmanns gilt aber nicht der künstlerischen, sondern der politischen Bewertung des Auftritts. Damit, sagen viele in der CSU, habe sich Pauli als ernst zu nehmendes Nachwuchstalent verabschiedet. Bedauerlich, weil, sie könne was. Die CSU, sagt ein anderer Christsozialer, dulde ja manche Verschrobenheit – nicht aber plumpe Provokation. Was nichts mit altbackener Moral zu tun habe, sondern mit Stil.

Pauli hat am Mittwoch die Gefahr erkannt und einen empörten Brief an „Park Avenue“ geschrieben. Sie sei von einer „absolut ernsthaften Aufmachung der Fotostrecke“ ausgegangen. Wieso sie dann die provokanten Fotos hat machen lassen, schreibt sie nicht. „Ich will große Politik steuern“, hat Pauli dem Magazin gesagt. Große Politik aber erfordert mal Eisen-, mal Samthandschuhe. Latex ist das falsche Material.