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Al-Qaida-Chefplaner: Wachsende Zweifel an Geständnis

Nach dem vom Pentagon veröffentlichten Geständnis der ehemaligen Nummer 3 des Terrornetzes Al Qaida, Chalid Scheich Mohammed, gibt es in den USA zunehmend bedenken an den Aussagen.

Washington/Berlin - Die Zeitung "Los Angeles Times" zitierte amerikanische Anti-Terror-Experten mit der Vermutung, Mohammed habe übertrieben. "Er ist bestimmt für einige Anschläge verantwortlich. Aber ich denke, er heftet sich auch Dinge ans Revers, mit denen er nichts zu tun hatte", sagte ein früherer Terrorfahnder der US-Bundespolizei FBI.

Nach einem für die Öffentlichkeit zensierten Protokoll des US-Verteidigungsministeriums hatte der 53-Jährige erklärt, er sei für die Planung der Terroranschläge vom 11. September 2001 verantwortlich. Auch gab er demnach zu, unter anderem den Anschlag auf das World Trade Center 1993 sowie auf einen Nachtclub auf der indonesischen Ferieninsel Bali 2002 vorbereitet zu haben.

Prahlerei oder Wahrheit

In einer vor der Militärkommission verlesenen schriftlichen Aussage hat Mohammed nach Angaben des Pentagons ebenfalls die Verantwortung für das 2001 fehlgeschlagene Schuhbomben-Attentat auf ein Flugzeug der Fluggesellschaft American Airlines übernommen. Er habe zudem Attentate auf Papst Johannes Paul II. und den ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton geplant. Er gestand überdies, den US-Journalisten Daniel Pearl 2002 eigenhändig enthauptet zu haben.

Die Familie Pearls teilte unterdessen mit, sie könne nicht sagen, ob die Aussagen des Topterroristen wahr sind. "Man kann unmöglich wissen, ob an Chalid Scheich Mohammeds Prahlerei irgendetwas Wahres ist", hieß es in einer Mitteilung Judea und Ruth Pearls.

Informationen werden zurückgehalten

Die US-Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) forderte die US-Regierung unterdessen auf, eine unzensierte Version des Protokolls zu veröffentlichen. Mohammed habe in seinen Aussagen Foltervorwürfe erhoben. "Es ist ein klarer Missbrauch der Geheimhaltung durch die Regierung, wenn sie Informationen zurückhält, weil sie möglicherweise ungesetzlich oder peinlich sind", sagte der Direktor von Human Rights Watch, Kenneth Roth. "Mohammeds Foltervorwürfe sollten untersucht statt verheimlicht werden."

Die Bundesregierung will die vom Pentagon veröffentlichten Geständnisse Mohammeds über seine Verantwortung für die Anschläge vom 11. September nicht bewerten. Man habe diese Meldungen zur Kenntnis genommen, sagte Vize-Regierungssprecher Thomas Steg. Die scheinbaren Widersprüche in den Aussagen könne die deutsche Seite nicht bewerten. Steg bekräftigte die Position der Bundesregierung, dass das US-Gefangenenlager Guantanamo auf Kuba nicht dauerhaft bestehen dürfe. Dies liege auch im US-Interesse.

Vor einer US-Militärkommission in Guantanamo werden derzeit 14 als besonders gefährlich eingestufte Gefangene angehört. Sie wurden im September vergangenen Jahres aus geheimen CIA-Gefängnissen im Ausland in das Militärgefängnis gebracht. Die 14 Gefangenen sollen nach dem Willen von US-Präsident George W. Bush wegen Kriegsverbrechen angeklagt werden. (tso/dpa)

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