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Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) auf einem zerstörten Wahlplakat in München.

© Christof STACHE / AFP

Bayern vor der Wahl: Warum Schwarz-Grün für Bayern nicht abwegig ist

Schon vor Jahren haben CSUler geraten, sich der Ökologie zuzuwenden. Heute klingt eine Koalition mit den Grünen passend für die Partei, die sich neu erfinden muss.

Jetzt ist es, wie es ist – und kaum noch zu ändern. Vielleicht wird es Zeit für einen Rückblick, vorausschauend.

Die CSU als Partei, die das schöne Bayern erst erschaffen hat, kann nämlich bald schon perdu sein. Nicht ganz natürlich, aber was ihren Anspruch angeht, das Land immerfort zu führen.

Der große bayerische Journalist Herbert Riehl-Heyse, eine Ikone der „Süddeutschen Zeitung“, hat das mal so ähnlich in einem Buch geschrieben, und, seien wir ehrlich, es war nicht nur Ironie. Ganz falsch ist es außerdem nicht.

Denn: Die CSU und Bayern, das wirkt wie eins. Zwar hat es zwischendurch auch mal ein paar Jährchen gegeben, lang ist’s her, dass sie nicht regierte. Aber das fällt nicht so sehr ins Gewicht. So wie Bayern heute dasteht, ist es das Werk der Christsozialen.

In dem Namen steckt übrigens auch der Anspruch: christlich und sozial. Das beinhaltet eine gewisse Liberalität, die sprichwörtliche Liberalitas Bavariae. Und auf diese Weise wird, wenn man alles abzudecken versucht, was es an politischen Strömungen gibt, zur Staatspartei, was vorher gar nicht so sicher war. Die CSU ist die Bayernpartei. Selbst, wenn es die auch noch gibt.

Lange zitterte die CDU, wenn der bayerische Löwe brüllte

Wunderbare Rhetoren hatte das Land immer, in der CSU, aber auch in der SPD, die einem die Welt erklären konnten, die bayerische und die andere. Unter den Komödianten und Kabarettisten sowieso. Aber das ist eine andre G’schicht, die von Gerhard Polt, dem immer noch wunderbaren Grantler, oder Bruno Jonas, dem lange stärksten Kabarettist seit Dieter Hildebrandt. Aber sei’s drum, jetzt geht es nicht um Lustiges, jetzt geht es für die CSU um alles.

In den Jahrzehnten ihrer Führung hat sie es von Aschaffenburg bis zu den Alpen „durch geschickte Propaganda und eine Ikonografie, die die Symbole bayerischer Staatlichkeit für die CSU reklamierte“ (wie das „Lexikon der Christlichen Demokratie“ vermerkt) geschafft, in aller Munde zu sein. Und im Bund, bis nach Berlin, zu wirken. Würden die Filserbriefe neu geschrieben, erschiene die „Landesgruppe“ in der Unionsfraktion in besonderem Licht. Heute in trüberem. Lange haben die anderen in der Union gezittert, wenn der bayerische Löwe brüllte. Inzwischen gibt es den Löwen nicht mehr, und wenn Horst Seehofer oder Markus Söder brüllen, dann erschreckt das die Bundeskanzlerin und CDU-Vorsitzende nicht mehr so arg. Die SPD-Vorderen auch nicht. Heute wird etliches unter Folklore abgebucht; und da ist das Konto auch schon ziemlich leer.

Denn: Mag die CSU seit Mitte der siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts die mitgliederstärkste Partei in Bayern sein – sie ist es mit deutlichem Schwund. Mögen die Arbeit(nehm)er zahlenmäßig stark sein – in den Gremien sind sie kaum vertreten. Mag die CSU eine katholisch geprägte Partei sein – der Ministerpräsident ist evangelisch. Proporz als Versuch, die Spannung zu verringern, geht nicht mehr so einfach wie früher auf.

In der CSU raten einige längst, sich der Ökologie zuzuwenden

Womit wir bei der CSU-Farbenlehre wären. Weiß-Blau ist klar, schwarz auch, aber am liebsten wäre die CSU auch noch grün. Schon vor mehr als einem Jahrzehnt haben ihre klugen Köpfe – so einer wie Alois Glück zum Beispiel – geraten, sich der Ökologie zuzuwenden. Weil konservativ von conservare kommt, vom Erhalten. Wer den Bauern, nicht zuletzt der nachwachsenden Generation mit den vielen Biobauern, eine Heimat bietet, der denkt in der Tat strategisch.

Ja, aber das scheint wohl nicht geklappt zu haben. Oder jedenfalls so wenig, dass heute die Grünen erblühen. Sie sind die wachsende zweitstärkste Kraft im schönen Bayernland, und wer die Biobauern fragt – für die sind sie schon die stärkste. Immer mal wieder gab es früher von Liberalität angehauchte CSUler, die über Schwarz-Grün nachdachten. Sogar Edmund Stoiber warb schon für Schwarz-Grün. Allerdings im Bund.

Jetzt, in der Rückschau, erscheint das vorausschauend. Die Umweltbewahrer einzugemeinden, und sei es in einer Koalition, klingt passend für Partei, die sich im schönen Bayern neu erfinden muss.

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