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Strafzölle: Was würden die Maßnahmen für den deutschen Konsumenten bedeuten?

Die USA wollen Strafzölle erheben. Die EU droht mit Abgaben auf Agrar- und Luxusprodukte. Was bedeutet das für den deutschen Konsumenten?

Von Carla Neuhaus

Orangen, Tomaten und Kartoffeln, aber auch Erdnussbutter, Jeans, Motorräder und Bourbon-Whiskey: All das könnte teurer werden, wenn die EU-Kommission darauf Strafzölle erheben sollte. Bislang sind das Drohungen, schließlich hat auch Trump seine Ankündigung noch nicht in die Tat umgesetzt, Strafzölle auf Stahl einzuführen. Ausgewählt hat die EU-Kommission die Produkte für die Vergeltungsmaßnahmen wohl aus politischem Kalkül. Levi’s-Jeans, Harley-Davidson und Jack Daniels sind amerikanische Traditionsmarken, während man mit einem Strafzoll auf Orangen, Tomaten und Kartoffeln US-Bundesstaaten trifft, in denen die Republikaner stark sind. Zu spüren bekommen die Folgen aber nicht nur US-Konzerne und -Landwirte, sondern auch Verbraucher hierzulande. „Wenn die EU als Vergeltungsmaßnahme Strafzölle auf Importprodukte aus den USA erhebt, wird das auch die Preise in Europa erhöhen“, sagt Thore Schlaak, Konjunkturexperte am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW).

Wie viel mehr die Verbraucher ausgeben müssen, hängt vom Produkt ab. Bourbon-Whiskey oder Motorräder aus den USA könnten sich hierzulande durchaus um den vollen Satz der Zölle verteuern, meint Schlaak. Zumindest wenn man unterstellt, dass die Händler die Zölle voll auf den Preis draufschlagen. Weniger stark fallen die Strafabgaben dagegen ins Gewicht, wenn die Produkte in Deutschland weiterverarbeitet werden – wenn aus Tomaten, Kartoffeln und Orangen Ketchup, Chips und Orangensaft werden. Weil man etwa für ein Tetrapack Saft auch das Aufbereiten und Abfüllen bezahlt, macht der Zoll auf die Orangen dann beim Endpreis nicht ganz so viel aus.

Genug Alternativen

Nun mag man argumentieren, dass die Deutschen auf diese US-Produkte nicht angewiesen sind und es genug Alternativen gibt. Die Industrie kann mehr Tomaten aus den Niederlanden statt aus Kalifornien einkaufen, der Verbraucher kann den Bourbon durch schottischen Whisky ersetzen. Trotzdem schränkt das das Angebot ein und das wiederum lässt auch die Preise für die Konkurrenzprodukte steigen. „Fallen US-Produkte raus, sinkt der Preisdruck auf die anderen Anbieter“, sagt Schlaak. „In der Folge können auch inländische Produzenten höhere Preise durchsetzen.“

Vorerst ist die Zahl der betroffenen Produkte allerdings überschaubar. So geht der Konjunkturforscher auch davon aus, dass sich die Belastung der Verbraucher fürs Erste in Grenzen halten wird. Anders würde es aussehen, wenn sich der Handelskrieg weiter zuspitzt, wenn also die USA zum Beispiel auch auf deutsche Autos Strafzölle erheben sollten. Oder wenn die EU ihrerseits Abgaben für Arzneimittel verlangt. „Das wäre die nächste Eskalationsstufe“, sagt Schlaak. Das dürfte die Verbraucherpreise insgesamt steigen lassen, Konsumenten müssten kürzertreten. „Dann stehen hierzulande auch schnell Jobs auf dem Spiel“, sagt Schlaak. Statt rein um die Preise für Erdnussbutter und Orangensaft geht es dann um die nächste Wirtschaftskrise.

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