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Wegen Anti-Terror-Auflagen: Erste Städte sagen Weihnachtsmärkte aus Kostengründen ab
Nach den tödlichen Anschlägen in Berlin und Magdeburg wurden die Bestimmungen für die Veranstaltungen in der Adventszeit verschärft. Zwei Kommunen in NRW können die Kosten dafür nicht stemmen.
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Schon bald eröffnen im ganzen Land Weihnachtsmärkte – doch nicht überall werden sich die Menschen wie seit Jahren gewohnt an Glühwein und Mandeln erfreuen können. Nach den islamistischen Terroranschlägen auf Märkte 2016 in Berlin und 2024 in Magdeburg gelten strengere Auflagen. Insgesamt kamen 19 Menschen ums Leben. Bei einem Attentat in Solingen tötete zudem ein syrischer Staatsangehöriger drei Menschen auf einem Stadtfest.
Einem Medienbericht zufolge haben mehrere Städte in diesem Jahr die Weihnachtsmärkte abgesagt, weil sie die Kosten etwa für Absperrmaßnahmen oder zusätzliches Sicherheitspersonal nicht allein tragen können. Da sich in Overath in Nordrhein-Westfalen die Stadt nicht beteiligen wolle, habe der Stadtmarketingverein, der die Veranstaltung sonst organisiert, abgesagt, berichtet die „Rheinische Post“.
In Kerpen in NRW gibt es nun einen „Genussmarkt“
Seit anderthalb Jahren befinde man sich mit der Stadtverwaltung wegen der Kostenübernahme für die nötigen Sicherheitsmaßnahmen im Gespräch, zitiert das Blatt Andreas Koschmann, den Vorsitzenden. Bislang habe es jedoch keine Einigung gegeben. Auch das Dorffest in der 26.000-Einwohner-Stadt stehe nun zur Debatte.
Auch in Kerpen, wie Overath nur gute 60 Kilometer vom Anschlagsort in Solingen entfernt, wird es den traditionellen Weihnachtsmarkt nicht geben, wie der „Kölner Stadtanzeiger“ schreibt. „Uns wurde mitgeteilt, dass wir den Stiftsplatz von allen Seiten absperren müssten. Gleichzeitig erhalten wir keine finanzielle Unterstützung der Stadt und müssen alles auf eigene Kosten stemmen“, wird René Hövel, Vorsitzender der Aktionsgemeinschaft Kolpingstadt Kerpen (AGK), zitiert.
Die neuen Auflagen zu erfüllen, sei für die Mitglieder finanziell nicht zu leisten. Stattdessen soll es nun in der Stadt mit ihren rund 67.000 Bürgerinnen und Bürgern auf einer kleineren Fläche, die leichter zu sichern ist, nur noch einen „Genussmarkt“ geben.
In Bonn (ebenfalls NRW) war bereits in diesem Jahr das Kessenicher Herbstfest abgesagt worden. Wie der „Bonner Generalanzeiger“ berichtete, hatte die Stadt das neue Sicherheitskonzept zum Schutz vor Amokfahrten abgelehnt.
„Trotz intensiver Planung und Gesprächen mit den zuständigen Stellen konnten wir kein tragfähiges Sicherheitskonzept umsetzen, das den aktuellen Anforderungen entspricht“, hatte der Veranstalter auf seiner Homepage mitgeteilt. „Ein Herbstmarkt ohne Schutzmaßnahmen gegenüber möglichen Gefahren, etwa durch unkontrollierte Fahrzeuge, ist für uns keine Option.“
Insgesamt soll es in Deutschland einem Branchenportal zufolge rund 2000 Weihnachtsmärkte geben. Auch an anderen Orten finden sie 2025 nicht statt – allerdings aus anderen Gründen, wie die „Bild“ schreibt.
So fällt der historische Weihnachtsmarkt im IGA Park in Rostock (Mecklenburg-Vorpommern) aus. Dafür soll es ein Mittelalterspektakel im Frühling geben. In Hamburg-Rahlstedt wurde der Markt mangels Einnahmen und Standbetreibern gestrichen. Und in Dortmund (NRW) muss der Weihnachtsmarkt im historischen Schloss Bodelschwingh Sanierungsarbeiten weichen. (lem)
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