Sicherheitsoffensive: Weniger Bomben und Morde in Bagdad
Einen Monat nach Einführung neuer Sicherheitsmaßnahmen hat sich die Lage in Bagdad verbessert. Von einem Ende der Gewaltwelle kann jedoch nicht gesprochen werden.
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Bagdad - Die Zahl der Anschläge mit Autobomben sei im Großraum Bagdad seit Februar um 36 Prozent gesunken, erklärte ein Verantwortlicher des Sicherheitskomitees der Provinz Bagdad am Mittwoch nach Angaben der irakischen Nachrichtenagentur Ina. Bei den Attentaten auf Politiker, Geistliche und andere bekannte Persönlichkeiten sei ein noch deutlicherer Rückgang von 71 Prozent zu verzeichnen. Die Zahl der unidentifizierten Leichen, die täglich auf den Straßen der Hauptstadt gefunden würden, sei im gleichen Zeitraum um 62 Prozent zurückgegangen. In Bagdad waren pro Tag etwa 100 Leichen von Mordopfern gefunden worden, bevor Tausende zusätzliche Soldaten und Polizisten in den Straßen postiert worden waren.
"Die Sicherheitslage in der Haifa-Straße und im Alwija-Viertel ist jetzt stabil, nachdem sie von terroristischen Elementen gesäubert wurden", sagte Polizeioberstleutnant Dhafer Kader. Seit Beginn der Sicherheitsoffensive seien 20 Entführungsopfer in Bagdad befreit worden. Gute Resultate seien vor allem durch eine Ausweitung der Machtbefugnisse der Sicherheitskräfte und durch eine verbesserte Zusammenarbeit zwischen dem Geheimdienst und der Polizei erzielt worden. Salim Abdullah von der sunnitischen Partei Irakische Konsensfront kritisierte dagegen, die Sicherheitskräfte hätten in den vergangenen Wochen viele Menschen ohne Haftbefehl in Gewahrsam genommen.
Tote und Verletzte bei Anschlägen
Die Konsensfront berichtete, am Mittwoch seien mehrere Mitglieder der Partei in Bagdad einem Attentat entkommen. Ein Leibwächter sei bei der Attacke auf ihren Konvoi verletzt worden. Bei Anschlägen in Bagdad und in der Umgebung der nordirakischen Stadt Kirkuk starben am Mittwoch nach Polizeiangaben sieben Zivilisten. Die US-Armee berichtete unterdessen, bei einer Sprengstoffattacke auf eine Patrouille sei am Dienstag in Süd-Bagdad ein amerikanischer Soldat getötet worden. Drei weitere Soldaten wurden verletzt.
Auf einer Internetseite von Islamisten war am Dienstagabend eine Erklärung im Namen von Abu Omar al-Baghdadi, dem Anführer der Terrorgruppe Islamischer Staat im Irak, aufgetaucht, in der neben der "Besatzungsmacht USA" auch der Iran attackiert wird. Die Iraner versuchten, den "islamischen Staat" im Irak ebenso zu zerstören wie die "Kreuzfahrer". In den vergangenen Wochen war aus Bagdad mehrfach berichtet worden, die irakischen Sicherheitskräfte hätten Al-Baghdadi festgenommen. Diese Berichte wurden jedoch immer wieder dementiert.
Der irakische Staatspräsident Dschalal Talabani wurde am Mittwoch aus einem Krankenhaus in Jordanien entlassen. Der kurdische Politiker hatte sich dort nach einem Schwächeanfall 18 Tage lang behandeln lassen. (tso/dpa)
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