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Gauck und Partnerin: Wilde Ehe und zahme Kritik

Die privaten Lebensumstände von Joachim Gauck sind Anlass für Diskussionen. Er ist noch verheiratet, doch First Lady soll seine Lebensgefährtin Daniela Schadt werden. Ist das für die Kirchen ein Problem?

Dass der designierte Bundespräsident verheiratet und in wilder Ehe lebt, ist für konservative Christen eine Zumutung. „Ich wundere mich, dass dieser Umstand bei der Wahl keine Rolle gespielt hat“, sagt Hans-Jürgen van Schewick, der frühere Vorsitzende des Diözesanrates im Erzbistum Berlin. Der Diözesanrat ist die Vertretung der Gläubigen in der katholischen Kirche. Dass Beziehungen auseinandergehen und sich auch Politiker neue Partner suchen, ist so, sagt van Schewick. Für ihn sei das trotzdem gewöhnungsbedürftig. Dass Gauck mit einer Frau zusammenlebe und mit einer anderen verheiratet bleibe, könne er schwer akzeptieren. „Es wäre richtig, wenn er seine persönlichen Verhältnisse in Ordnung bringen würde.“

Die Patchworkfamilie von Christian Wulff hätten seine Gemeindemitglieder akzeptiert, weil die frühere Ehe von der heutigen klar getrennt ist, sagt Pfarrer Michael Glatter von der evangelischen Gemeinde an der Panke im Westberliner Stadtteil Wedding. Aber Gaucks Verhältnisse seien zu unklar, viele würden erwarten, dass er sich scheiden lässt.

Eine kleine Umfrage unter evangelischen und katholischen Kirchengemeinden in Berlin zeigt, dass sich offenbar nur eine Minderheit an Gaucks Privatleben stört. Wenn Gaucks Familie mit den Verhältnissen leben könne, sei das okay, sagt Wolfgang Klose, der heutige Diözesanratsvorsitzende. Man müsse akzeptieren, dass es Brüche im Leben gibt. Er fände es erst recht merkwürdig, wenn sich Gauck jetzt scheiden ließe – nur weil er das Amt übernimmt.

Viele evangelische Christen sind der Meinung, dass das Gaucks Privatsache ist. „Da haben wir uns nicht einzumischen“, sagt die Berliner Generalsuperintendentin Ulrike Trautwein. Man könne Joachim Gauck nun wirklich keinen unsoliden Lebenswandel nachsagen. „Nach evangelischer Auffassung sollen die privaten Verhältnisse in Freiheit und Verbindlichkeit gestaltet werden. Das ist nach meiner Überzeugung bei Herrn Gauck erfüllt“, sagt auch Bertold Höcker, Superintendent im Berliner Kirchenkreis Stadtmitte. Es kommt darauf an, ob man verantwortungsvoll mit Brüchen und Verletzungen umgeht, sagt Alexander Höner, evangelischer Pfarrer im Ostberliner Stadtteil Friedrichshagen. Gauck sei verantwortungsbewusst, er habe sicher gute Gründe, sein Privatleben so zu gestalten, wie er es tue. Claudia Keller

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