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Politik: YINGLUCK

Rund um den Jahreswechsel versuchte Thailands Regierungschefin Yingluck Shinawatra, die Krise ihres Landes so weit wie möglich hinter sich zu lassen. Mehr als eine Woche lang hatte sich die 46-Jährige nicht in der Hauptstadt Bangkok blicken lassen, wo Oppositionelle seit November gegen ihre Regierung auf die Straßen gehen.

Rund um den Jahreswechsel versuchte Thailands Regierungschefin Yingluck Shinawatra, die Krise ihres Landes so weit wie möglich hinter sich zu lassen. Mehr als eine Woche lang hatte sich die 46-Jährige nicht in der Hauptstadt Bangkok blicken lassen, wo Oppositionelle seit November gegen ihre Regierung auf die Straßen gehen. Stattdessen suchte sie 600 Kilometer nördlich Zuflucht, in ihrer Heimatstadt Chiang Mai – dort, wo ihre Familie lebt und die Mehrheit der Bevölkerung hinter ihr steht.

Die Rückendeckung aus dem Norden wird für Yinglucks politisches Überleben von entscheidender Bedeutung sein. Denn in der Hauptstadt wächst der Druck auf ihre Regierung. Die Oppositionsanhänger wollen vorgezogene Neuwahlen Anfang Februar boykottieren und stattdessen mit Massenkundgebungen und Straßenblockaden einen Machtwechsel erzwingen. Mehr als 100 000 Demonstranten, die zumeist aus Bangkoks wohlhabender Mittelschicht stammen, hatten zuletzt den Rücktritt der Regierung gefordert. Sie werfen Yingluck vor, eine Marionette ihres Bruders Thaksin Shinawatra zu sein, der bis zu einem Militärputsch im Jahr 2006 Thailand regierte. Thaksin ist einer der umstrittensten Politiker. Seine Gegner werfen ihm vor, sich auf Kosten des Landes bereichert zu haben. Um einer Gefängnisstrafe wegen Amtsmissbrauchs zu entgehen, lebt der Ex-Premier im Exil.

Eigentlich wollte Yingluck nie in die Fußstapfen ihres älteren Bruders treten. Ihre Welt war die Wirtschaft, nicht die Politik. Als Vorstandschefin eines Mobilfunkkonzerns hatte sie sich schon früh einen Namen gemacht. Noch kurz vor ihrer Wahl zur Premierministerin im Jahr 2011 sagte sie, dass sie sich auf ihre Karriere als Managerin konzentrieren will. Managen muss sie nun keine Firma, sondern eine der schwersten Krisen ihres Landes. Bislang zeigte die Quereinsteigerin ein gutes Gespür: Sie setzte auf Deeskalation und hat die Polizei im Umgang mit den Demonstranten auf Gewaltverzicht eingeschworen. Ihre Neuwahlankündigung hat die Lage zeitweise spürbar beruhigt. Doch mit Jahresbeginn blasen ihre Gegner zu einer neuen Offensive. Sie wollen eine Regierung ohne demokratische Legitimation einsetzen. Yingluck möchte die Wahlen hingegen unbedingt über die Bühne bringen, um die eigene Position zu stärken. Die nächsten Wochen werden richtungsweisend sein – nicht nur für Yinglucks Zukunft, sondern für die des gesamten Landes. Matthias Peer

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