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Lateinamerika: Zu Besuch bei Freunden

Trotz Wirtschaftswachstums geht die Armut in Lateinamerika kaum zurück. Die "Hausbank Lateinamerikas" wirbt um verstärkte Kooperation mit Deutschland.

Von Michael Schmidt

Gemeinsam gegen die Übel der Welt: Die Interamerikanische Entwicklungsbank (IDB) in Lateinamerika und der Karibik will die Zusammenarbeit mit Deutschland ausbauen. Im Sinne der Schwerpunktsetzung des EU-Lateinamerika-Gipfels im Mai habe sich die Kooperation bei der Armutsbekämpfung, beim Umwelt- und Klimaschutz und in der Energiewirtschaft bereits bewährt, sagte der IDB-Präsident Luis Alberto Moreno während seines Deutschland-Besuches in der vergangenen Woche.

Lateinamerikas Staaten freuten sich zwar, vor allem Dank hoher Rohstoffpreise, seit wenigen Jahren über ein für den Südkontinent ungewöhnlich stabiles positives Wirtschaftswachstum von durchschnittlich mehr als vier Prozent, wie Moreno mitteilte. Aber die Inflationsrate sei hoch, Korruption weit verbreitet. Und die weltwirtschaftlichen Risiken durch etwaige Finanzkrisen unabsehbar. Trotz des soliden Wachstums gehe die Armut nur schleppend zurück. Nach wie vor lebten etwa 190 Millionen Lateinamerikaner, 35 Prozent der Bevölkerung, von weniger als zwei Dollar (1,28 Euro) am Tag. Der Südkontinent bleibe die Region mit den weltweit größten Einkommensunterschieden. Täglich würden 1000 Kinder sterben, weil sie kein sauberes Wasser hätten. Als „Hausbank der Lateinamerikaner“ sehe die IDB ihre Aufgabe vor allem in Investitionen in die Infrastruktur, die Qualität der Bildung und in Forschung und Technologie.

Mit Blick auf die jüngste Nahrungsmittelkrise – die Preise für Lebensmittel in Lateinamerika sind sei 2006 um mehr als 50 Prozent gestiegen – sagte Moreno, große Potenziale schlummerten in der Landwirtschaft Lateinamerikas. In den 90er Jahren sei zu wenig in die ländlichen Räume investiert worden. Nun müsse die Produktivität erhöht werden. Dazu brauche man Straßen, Lagerkapazitäten, Zugang zu erschwinglichen Düngungsmitteln.

Zum Einfluss der umstrittenen Biospritproduktion auf die Lebensmittelknappheit meinte Moreno, vor anderthalb Jahren sei Biosprit als Lösung aller Energieprobleme gefeiert worden, jetzt werde er als hauptverantwortlich für die Krise dargestellt – beides sei falsch. Nötig seien verbindliche soziale und ökologische Standards für die Produktion – und die Entwicklung weiterer Alternativen.

Die Interamerikanische Entwicklungsbank wurde 1959 von 19 amerikanischen Staaten gegründet und ist inzwischen noch vor der Weltbank der größte multilaterale Geber für Lateinamerika und die Karibik. Deutschland ist seit 1979 Mitglied der IDB und hält einen Anteil von 1,9 Prozent an der Bank.

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