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Evangelische Kirche: Zwei Nachfolger für einen Mächtigen gesucht

Ende 2009 gibt Wolfgang Huber seine Ämter als Berliner Landesbischof und EKD-Ratsvorsitzender auf. Die Suche nach einem Nachfolger wird nicht leicht.

Berlin - Er oder sie sollte intellektuell brillant sein, aber auch spirituell durchleuchtet, dazu politisches Gespür mitbringen und Menschen begeistern können: Einen Nachfolger für Bischof Wolfgang Huber zu finden, wird für die evangelische Kirche nicht ganz einfach sein.

Ende nächsten Jahres gibt der jetzt 66-jährige Huber aus Altersgründen seine Ämter als Berliner Landesbischof und als Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ab. In der Landeskirche sind Christoph Markschies (45), Präsident der Humboldt-Universität, und Ellen Ueberschär (40), Generalsekretärin des Evangelischen Kirchentages, im Gespräch.

Markschies wird als Theologe geschätzt, hat Erfahrung in der Leitung einer großen Institution und im Umgang mit der Politik. Er werde aber frühestens nach seinem Ausscheiden als HU-Präsident für das Bischofsamt zur Verfügung stehen, sagte Markschies am Mittwoch. Sein Vertrag läuft bis Ende 2010. Wollte man auf ihn warten, bräuchte es einen Übergangsbischof, was angesichts der Strukturreformen in der Landeskirche keine gute Idee wäre. Ellen Ueberschär wollte sich nicht näher zu den Spekulationen äußern, schließlich habe sie noch niemand gefragt, ob sie kandidieren wolle. Im Frühjahr will der Bischofswahlausschuss, der jetzt zum ersten Mal getagt hat, offiziell Kandidaten vorstellen.

In der EKD wird erst im Mai ein Ratswahlausschuss eingesetzt, der sich um die Kandidatensuche für das Spitzenamt der evangelischen Kirche kümmert. Zuvor muss eine neue Synode gewählt werden, die im Oktober 2009 einen neuen Rat wählt. Wer den mächtigen Bischof Huber als Vorsitzender des Rates beerben könnte, ist freilich schon seit längerer Zeit hinter den Kulissen Thema.

An erster Stelle wird Margot Käßmann genannt, die hannoversche Landesbischöfin. Vieles spricht für die 50-jährige, eloquente Frau, die nicht nur auf evangelischen Kirchentreffen wie ein Popstar gefeiert wird. Auch auf Katholikentagen füllt sie Hallen. Auch hat sie eine klare Haltung in ethischen Fragen und steht für das neue evangelische Selbstbewusstsein. Als sie sich im vergangenen Jahr scheiden ließ, hatten etliche gemutmaßt, dass dies das Aus für ihre Karriere bedeuten werde. Nun aber ist aus dem Kreis des Rates zu hören, die Scheidung habe ihr nicht geschadet. Bleibt die Frage, ob Käßmann überhaupt antreten wird. Sie könne sich auch anderes vorstellen, hat sie in den vergangenen Monaten geäußert. Ihre Freiheit sei ihr wichtig.

Auch Bischof Martin Hein aus Kurhessen-Waldeck ist im Gespräch. Der 44-jährige Kirchenhistoriker ist ein exzellenter Theologe und selbstbewusster Protestant. Er ist gesprächsfähig, aber einer breiteren Öffentlichkeit nicht bekannt. Andere Landesbischöfe dieser Generation gibt es schlichtweg nicht. Der bayerische Bischof Johannes Friedrich war immer wieder als EKD-Ratsvorsitzender im Gespräch. Der 60-Jährige ist aber wohl zu alt für die sechsjährige Amtsperiode. Denn eigentlich ist mit 65 Jahren Schluss.

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