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Zwei getötete Polizisten in Brandenburg: 24-Jähriger wurde als schuldunfähig freigesprochen

Einen Tag nach der schrecklichen Gewalttat gegen zwei Polizisten im brandenburgischen Oegeln sitzt der Schock noch tief. Der mutmaßliche Täter war der Justiz schon lange wegen psychischer Auffälligkeiten bekannt, er galt deswegen als schuldunfähig.

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Frankfurt (Oder)/Müllrose/ Potsdam - Der 24-Jährige, der zwei Polizisten und seine Großmutter getötet haben soll, war den Behörden schon seit einiger Zeit als psychisch auffällig bekannt. Mitte November 2016 musste er sich vor dem Landgericht Frankfurt (Oder) unter anderem wegen Raubs, Diebstahls und Fahrens ohne Fahrerlaubnis verantworten, wie die Staatsanwaltschaft am Mittwoch bestätigte. Die Anklage habe in dem Prozess auf eine Unterbringung des Mannes in der geschlossenen Psychiatrie gedrängt, sagte eine Sprecherin der Behörde (AZ: 26 Kls 13/16).

24-Jähriger wurde als schuldunfähig freigesprochen

Das Gericht sei diesem Antrag zwar gefolgt, habe aber die Maßnahme zur Bewährung ausgesetzt. Denn ein Gutachter hatte dem 24-Jährigen Behandlungsfähigkeit bescheinigt. Er wurde wegen einer attestierten psychischen Erkrankung als schuldunfähig von allen Vorwürfen freigesprochen. Das Landgericht kündigte für den Mittwochnachmittag eine Erklärung zu der Entscheidung an.

Nach Angaben der Polizei wurde der 24-Jährige seit Dienstagabend vernommen. Er soll am Dienstagvormittag zunächst seine 79-jährige Großmutter in Müllrose (Oder-Spree) getötet haben - warum, war noch nicht bekannt. Möglicherweise stand er unter Drogen. Anschließend schnappte er sich den Wagen seiner Oma und flüchtete. Als er bei Oegeln bei Beeskow gestoppt werden sollte, überfuhr er die beiden Polizisten, die gerade ein Nagelbrett ausgelegt hatten. Die beiden 49 und 52 Jahre alten Familienväter, die sich auf einem Radweg befanden, waren auf der Stelle tot.

Kriminalpolizei sichern weitere Spuren an der Bundesstraße 168 

Am Mittwoch sicherte die Kriminalpolizei am Unfallort bei Oegeln weiterhin Spuren. Etwa 30 Beamte suchten mit Metalldetektoren und Spürhunden den Radweg und die angrenzenden Grundstücke an der Bundesstraße 168 ab. Kriminaltechniker nahmen sich zudem den sichergestellten Wagen der 79-Jährigen vor. Seelsorger kümmern sich um die Beamten, die am Dienstag in Oegeln im Einsatz waren.

Die Gewerkschaft der Polizei wollte sich nicht zu der juristischen Aufarbeitung des Falls äußern. "Unsere Gedanken sind bei den Angehörigen und Kollegen der Opfer", sagte Gewerkschaftssekretär Michael Peckmann. "Es gibt staatliche Institutionen, die das aufarbeiten müssen."

Brandenburger Landtag gedachte der getöteten Polizisten

Der Brandenburger Landtag gedachte mit einer Schweigeminute der beiden getöteten Polizisten. "Fassungslos stehen wir vor dieser Gewalttat. Aus einem ganz normalen Diensttag wurde ein Alptraum", sagte Landtagspräsidentin Britta Stark am Mittwoch vor Beginn der Plenardebatte.

Auch im Polizeipräsidium gab es eine Schweigeminute. Viele Polizeiautos auch jenseits der Landesgrenze haben Trauerflor. Am Abend (18.00 Uhr) sollte in der Stadtkirche des nahegelegenen Beeskow ein Gedenken für die Opfer der brutalen Gewalttaten abgehalten werden.

Der Martin-Heinze-Fonds richtete ein Spendenkonto für die Hinterbliebenen ein. Der Potsdamer Polizist Martin Heinze war im August 1995 auf Zivilstreife von einem Einbrecher erstochen worden. (dpa)

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Klaus Peters, Georg-Stefan Russew

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