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Holzbischof: Alter weiter unbekannt

Das Geheimnis um den spätmittelalterlichen Holzbischof von Sükow bleibt weiterhin ungelöst. Nun soll er aus der Prignitz nach Berlin reisen

Von Matthias Matern

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Karstädt/Berlin - Einen Versuch war es wert, aber wirklich schlauer sind Pfarrer Albrecht Preisler und Gordon Thalmann von der unteren Denkmalschutzbehörde des Landkreises Prignitz nicht geworden. Zumindest was die zentrale Frage zum geheimnisvollen Holzbischof angeht, tappen sie weiter im Dustern. Trotz modernster wissenschaftlicher Methoden bleibt das genaue Alter der spätmittelalterlichen Holzschnitzerei aus der Feldsteinkirche in Sükow (Prignitz) ungeklärt. Wie berichtet hatten Preisler und Thalmann den Holzbischof zusammen mit zwei Christus-Figuren Mitte Januar im Kreiskrankenhaus von Perleberg per Computertomografie ablichten lassen. Später sollten die dort entstandenen Schnittbilder von Experten des Deutschen Archäologischen Instituts in Berlin dendrochronologisch ausgewertet werden – jetzt liegen die Ergebnisse vor.

„Eine hundertprozentig befriedigende Auskunft haben wir nicht bekommen“, räumt Pfarrer Preisler ein. Fest stehe nach der Untersuchung zwar, dass die Figur aus Eiche sei, doch um das genaue Alter bestimmen zu können, sei die Auflösung der Schnittbilder nicht hoch genug gewesen, berichtet der evangelische Geistliche. Bei der Dendrochronologie handelt es sich eigentlich um die genaueste wissenschaftliche Methode zur Holzalterbestimmung. Dabei werden die Jahresringe in mit standardisierten Referenzproben verglichen. Dafür aber benötigen die Experten genaueste Aufnahmen, die mindestens 50 Jahresringe abbilden. Am besten jedoch lässt sich die Struktur am Original oder an einer Probe abgleichen. Aufgrund des hohen Wertes der Bischofsfigur kommt die Entnahme einer Probe jedoch nicht infrage.

Aufgeben wollen die Gemeindemitglieder des Pfarrsprengels Karstädt-Land trotzdem nicht. „Auf der jüngsten Gemeindekirchenratssitzung wurde beschlossen, dass die Figur nach Berlin geschickt wird, damit die Experten das Alter der Schnitzerei am Original bestimmen können“, sagt Preisler. Für die Sükower ist das Alter auch von wirtschaftlichem Interesse. Schließlich soll der Holzbischof so bald wie möglich in die Dorfkirche zurückkehren und als Tourismusattraktion Besucher in den Ort locken. Dafür sei das genaue Alter schon wichtig, meint der Pfarrer. „Unter 1412 können sich Besucher mehr vorstellen als unter der vagen Angabe spätmittelalterlich.“

Bis auf Weiteres müssen Pfarrer Preisler, Denkmalschützer Thalmann und die Sükower mit einer Vermutung leben. Kunsthistoriker hatten wie berichtet das Herstellungsdatum des Bischofs auf die Zeit um 1400 geschätzt. Doch nicht nur das Alter der Figur gibt Rätsel auf, auch ihre jüngere Geschichte ist weitgehend unbekannt. Außer einem Foto von 1977, dass die Schnitzerei vor dem Eingang der alten Feldsteinkirche in Sükow zeigt, gibt es kein Beweis, dass sie in den kleinen Ort zwischen Karstädt und Perleberg gehört. Weder taucht der Bischof als Stiftung in irgendeiner alten Inventurliste auf, noch weiß Preisler, wo die Figur früher in der Kirche gestanden haben soll. Sicher ist, dass sie bereits im Archiv des Sprengels lagerte, als er 2006 aus Berlin in den Nordwesten Brandenburgs wechselte. Bis vor Kurzem schlummerte der geheimnisvolle Bischof in Preislers Kellerarchiv zwischen anderen Gegenständen. Und vermutlich wäre er dort auch geblieben, hätte Thalmann nicht nach dessen Verbleib gefragt. In Vorbereitung der geplanten Sanierung der Sükower Kirche war der Denkmalschützer auf das alte Foto und somit auf den Bischof aufmerksam geworden.

Mehr Glück hatten Preisler und Thalmann mit den Christusfiguren. Sie stammen aus der Dorfkirche von Premslin, nur wenige Kilometer von Sükow entfernt. Laut der Berliner Experten sind sie Zwillinge. „Beide Figuren stammen aus dem Jahr 1481 und sind aus dem gleichen Holz geschnitzt“, berichtet der 31-jährige Kirchenmann. Bei dem Material handele es sich ebenfalls um Eiche, gefertigt wurden sie in der Region. „Die Werkstatt konnte nicht ermittelt werden.“ Dass wenigstens das Alter der beiden Christusse fest steht, ist nur ein schwacher Trost. Schließlich ist der Bischof aus kunsthistorischer Sicht deutlich wertvoller als die beiden leidenden Erlöser am Kreuz. „Christusfiguren gibt es eine Menge. Bischofsfiguren sind einfach seltener“, begründet Preisler.

Bis der Holzbischof als Sehenswürdigkeit Besucher nach Sükow lockt, wird es aber wohl noch etwas dauern. „Vor Ende 2014 wird die Figur wohl nicht dort zu sehen sein“, schätzt der Pfarrer aus Berlin. Vor der Ankunft des hölzernen Würdenträgers soll die kleine Feldsteinkirche noch ausgiebig restauriert werden. Rund 300 000 Euro sind dafür angesetzt. Für den Bischof selbst bleibt jedoch nichts übrig. Einst war er bemalt, jetzt ähnelt er mehr einem Stück Treibholz. Eine Restaurierung ist nicht geplant.

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