Berliner Nahverkehr: Am Samstag Warnstreik bei der BVG
Bus, Tram, U-Bahn – Am Samstag wird Berlin wird lahm gelegt: Nach den erfolglosen Tarifverhandlungen bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) machen die Beschäftigten ihre Drohung war und treten in einen Warnstreik. Sportfans trifft es besonders hart.
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Berlin - In den festgefahrenen Tarifverhandlungen für die 12.500 Beschäftigten der Berliner Verkehrsbetriebe macht Verdi die Drohung wahr und ruft für Samstag zu einem ganztägigen Warnstreik auf. Von Betriebsbeginn bis gegen 19 Uhr sollen keine U- und Straßenbahnen sowie keine Busse unterwegs sein. Damit will Verdi erreichen, dass Löhne und Gehälter stärker steigen als die Arbeitgeber bisher angeboten haben.
Die Tarifkommission habe am Donnerstag bewusst den Sonnabend für eine erste Streikaktion gewählt, um die Auswirkungen für die Fahrgäste in Grenzen zu halten, teilte die Gewerkschaft mit.
Gleichzeitig solle mit dem Warnstreik ein deutliches Zeichen gesetzt werden. Spüren werden es Berufstätige, die am Sonnabend arbeiten müssen, Berliner, die einkaufen oder Ausflüge machen wollen, Touristen, die die Stadt erkunden wollen und die Besucher des Fußballspiels im Olympiastadion, die bei der Hin- und Rückfahrt auf die S-Bahn angewiesen sein werden. Allerdings kann auch diese kein volles Programm anbieten, da ihr nach wie vor Fahrzeuge und Fahrer fehlen.
Da die Mehrzahl der Mitarbeiter der BVG und deren Tochterunternehmen Berlin Transport bei Verdi Mitglied sind, wird wohl fast der gesamte Betrieb der BVG lahm gelegt sein. Ob die BVG versucht, einen Notfahrplan aufzustellen, ist noch unklar. Der S-Bahn-Verkehr ist nicht betroffen, weil das Unternehmen zur Deutschen Bahn gehört.
Die Verdi-Tarifkommission habe ein nachgebessertes Angebot der Arbeitgeber einstimmig als unzureichend abgelehnt, sagte ein Sprecher der Gewerkschaft am Mittwoch. Mit der Aktion machten die Mitarbeiter deutlich, „dass ihre Geduld erschöpft ist“, nachdem in sechs Verhandlungsrunden keine Annäherung gelungen sei. Die nächste Runde bei den Tarifverhandlungen findet am Montag statt. Verdi erwartet, dass die Arbeitgeber, vertreten durch den Kommunalen Arbeitgeberverband, dann ein "verhandlungsfähiges Angebot" vorlegen. Kommt es zu keiner Annäherung, ist mit weiteren Warnstreiks zu rechnen, die dann auch den werktäglichen Berufsverkehr treffen können.
Die Beschäftigten fordern eine Lohnerhöhung, die die Inflationsverluste ausgleicht. Die Laufzeit des Tarifvertrags soll zwölf Monate betragen. Die Arbeitgeber wollen den Tarifvertrag für vier Jahre abschließen. Die BVG hatte nach Tagesspiegel-Informationen angeboten, Löhne und Gehälter um mindestens zwei Prozent zu erhöhen. Zuvor hatte sie bis 2015 jährliche Steigerungen zwischen 1,2 und 1,5 Prozent vorgesehen. Verdi fordert einen Ausgleich für die Inflationsrate sowie einen Zuschlag.
Der Flughafen Tegel, nur erreichbar mit dem Bus, dürfte damit am Sonnabend so gut wie abgeschnitten sein – und das am letzten Tag der Berlinale – , die Taxibranche wird es freuen. Betroffen sind am Sonnabend auch 75.000 Zuschauer, die ins Olympiastadion kommen – dort spielt Hertha BSC um 15.30 Uhr gegen Borussia Dortmund; allein 10.000 Fans werden aus dem Ruhrgebiet anreisen. Sie müssen sich in die eh schon bei Hertha-Spielen vollen S-Bahnzüge drängen – denn die Linie U 2 und auch die Busse auf der Heerstraße fallen aus – zufälligerweise übrigens bis zwei Stunden nach Abpfiff. Für viele der 10.000 Zuschauer, die zum Alba-Heimspiel am Samstagabend wollen, wird es zumindest knapp. Die S-Bahn ist eine Alternative - wenn man denn den S-Bahnhof ohne BVG-Bus überhaupt erreicht.
Als es 2008 schon einmal zum BVG-Streik kam, hatte Hertha BSC mit der Messe einen Gratis-Parkplatz auf dem Messegelände organisiert und die Fans mit Shuttle-Bussen hin und hergefahren, weil es am Stadion zu wenig Parkplätze gibt. Ob auch diesmal dieser Service angeboten wird, ist unklar.
(mit dapd/dpa)
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