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Brandenburg: Auf die Plätze, fertig, WM
Im Stadion gab es einen Jugendwettkampf, im Berliner Dom einen Gottesdienst. Polizei gibt sich locker
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Berlin - Die Sportler machten sich warm, die Sieger strahlten auf der Großbildleinwand, die Nationalhymnen wurden gespielt. Alles fast schon wie bei der WM, aber nur fast. Knisternde Stimmung herrschte am Donnerstag im Olympiastadion bei den Länderwettkämpfen der „U 23“-Jugendteams, sozusagen der Generalprobe für die WM ab Samstag. So wie bei den Jugendwettbewerben kann es weitergehen: Die Deutschen standen in vielen der 38 Disziplinen oben auf dem Treppchen, die Lautsprecherdurchsagen waren, anders als mitunter beim Istaf, deutlich zu verstehen. Nur der Jubel im Stadionrund fehlte, denn die „U 23“-Länderwettkämpfe fanden ohne großes Publikum statt.
Dafür sollte es am Donnerstagabend großes Geläut geben: Die beiden großen Kirchen wollten Teilnehmer und Besucher der WM begrüßen. Begleitet von Orgelmusik und Ausdruckstanz war unter dem weiten Rund der Kuppel des Berliner Doms ein ökumenischer Gottesdienst geplant. Vor Gott müssten die Menschen keine Wettkämpfe führen, so die Message des Sportbeauftragten der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, des Trierer Weihbischofs Jörg Michael Peters. Jedem einzelnen Menschen habe Gott eine „unverwechselbare, einmalige Würde“ geschenkt. „Das macht uns gleich und ebenbürtig, ganz unabhängig von Geschlecht, Volkszugehörigkeit, Hautfarbe, Glaube und persönlichen Überzeugungen“, so der Text der Predigt. Sportlicher wollte sich der EKD-Ratsvorsitzende, Bischof Wolfgang Huber, auf der Kanzel des Berliner Doms geben. Der 67-Jährige habe als Schüler selbst „achtbare Geschwindigkeiten“ beim Laufen erzielt. „Wer die Dimension des Glaubens aus dem Spitzensport heraushalten will, hat von der Ganzheitlichkeit menschlicher Existenz nichts verstanden.“ Anlässlich des 48. Jahrestages des Mauerbaus warnte der Theologe davor, aus „Hass und Neid, Missgunst und Habgier“ neue Mauern zu errichten: Die internationale Leistungsshow gebe auch viel Raum zur Begegnung.
Wie etwa im „Deutschen Haus“ in der Telekom-Repräsentanz in der Französischen Straße in Mitte. Dort wird der WM-Club des Deutschen Leichtathletik-Verbands (DLV) eingerichtet. Die bundesdeutschen Athleten haben es abends gemütlich: auf graublauen, weichen Couchs können sie der Lounge-Musik lauschen. Oder sie schlendern an die Cocktailtheke, an den Billardtisch. Auch viele Prominente aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft haben sich angekündigt, wie Thomas Gottschalk, Frank-Walter Steinmeier und Ex-Sprinter Michael Johnson. Etwa 800 Gäste werden jeden Abend erwartet. Wer nicht zu den geladenen Gästen gehört, kann unter www.leichtathletik.de oder an der Abendkasse ein Ticket kaufen. Das hat aber einen stolzen Preis: 195 Euro.
„Die deutschen Medaillengewinner sollen abends hier immer hineinkommen wie die Sieger bei einem Boxkampf“, sagt Eventmanager Frank Kowalski. Begleitet von dramatischer Musik und spektakulären Lichteffekten werden sie zur Bühne im „Lichthof“ des Gebäudes geführt. Der Club bleibt bis zwei Uhr nachts offen.
Derweil setzt die Polizei weiter auf eine störungsfreie WM. Sie erwartet bis zu 500 000 Zuschauer in den Sportstätten. Den Schutz von 2000 Athleten, 3500 Journalisten und 5000 Helfern koordiniert Hans-Ulrich Hauck, Chef der Polizeidirektion 2. Pro Tag werde man zwischen 200 und 700 Beamte nur für die Großveranstaltung einsetzen. „Für ein solches Ereignis ist das recht moderat“, sagte Hauck. Hilfe für die Berliner Kräfte wird es durch Bundespolizisten und Beamte aus Nordrhein-Westfalen geben. Etwas ärgerlich findet Hauck, dass am 22. August zeitgleich zum WM-Marathon mehrere Bundesministerien „Tage der offenen Tür“ veranstalten und kommende Woche zudem ein brisantes Fußballspiel stattfinde: Köpenicker FC Union gegen Hansa Rostock. Zum Berlin-Auftakt mit dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) am Brandenburger Tor an diesem Freitag erwartet die Polizei etwa 10 000 Besucher. eve, bel, clh, hah
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