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Kein Flugzeug, nirgends. Bald wird wohl Klarheit herrschen, ob es einen Käufer für das knapp 350 Hektar große Gelände gibt.

© Patrick Pleul/dpa

Flugplatz Cottbus-Drewitz: Aufgeplatzte Landebahn und verlassener Tower

Vor einem Jahr wurde bekannt, dass der Flugplatz Cottbus-Drewitz insolvent ist. Jetzt kommt offensichtlich Bewegung in die Suche nach einem Käufer. Wie sieht die Zukunft des Standortes aus?

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Cottbus - Wohin man auf dem Flugplatz nordöstlich von Cottbus blickt: zerplatzte Träume. In der gläsernen Halle – niemand. Auf der Start- und Landebahn – Belag aufgerissen. Der Tower – verlassen. Und auf dem Parkplatz vor der Halle wächst Unkraut. Vor einem Jahr wurde bekannt, dass der Flugplatz Cottbus-Drewitz insolvent ist. Nun wird ein Verkauf wahrscheinlicher, die Zukunft des Standortes ist dennoch ungewiss.

Die Sorgenfalten auf der Stirn von Flugplatz-Betriebsleiter Frank Steckling sind nicht zu übersehen. Er sitzt in dem kleinen Bistro im Obergeschoss der Halle, es ist gespenstisch still. Steckling und sein Kollege halten hier die Stellung. Die anderen acht Mitarbeiter der Flughafen Südbrandenburg-Cottbus GmbH wurden vor geraumer Zeit entlassen. Nur auf einer Graspiste können Flugzeuge bis 5,7 Tonnen noch starten und landen. Seit Januar gab es 800 Flüge, wie Steckling sagt. Vor allem Flugschüler nutzten das Gelände noch.

Dem 46-Jährigen bereitet aber nicht nur die Insolvenz an sich Sorgen. „Wir sind jetzt stark unter Druck“, sagt Steckling. Denn Ende August könnte die Genehmigung für den Flugbetrieb auslaufen. Das bestätigt auch Insolvenzverwalter Udo Feser. Heißt: Wenn bis dahin kein neues Konzept auf dem Tisch liegt, dann können gar keine Flugzeuge mehr starten und landen. Das Gelände müsste dann anders genutzt werden.

Wartungscenter für Passagier- und Cargo-Maschinen

Bald wird wohl Klarheit herrschen, ob es einen Käufer für das knapp 350 Hektar große Gelände gibt. „In der nächsten Woche werden wir voraussichtlich zu einem abschließenden Ergebnis kommen, an wen das Gelände verkauft wird“, sagt Insolvenzverwalter Feser. Es gebe sechs Interessenten. Nähere Details nennt der Rechtsanwalt nicht.

2014 hatte die international agierende Investorengruppe Flacks Group das Flugplatzgelände, das auf Hobby- und Geschäftsflüge ausgerichtet ist, erworben. Hauptanteilseigner war davor der Landkreis Spree-Neiße. Lange war man auf der Suche nach einem Käufer gewesen.

Die Flacks Group hatte als Gesellschafter angekündigt, neben der Nutzung als Flugplatz an dem Standort ein Wartungscenter für Passagier- und Cargo-Maschinen zu bauen, 200 neue Arbeitsplätze sollten entstehen. Nach dpa-Informationen sollen nach einiger Zeit dann Wartungsrechnungen nicht bezahlt worden sein, und es soll Spritnachschub gefehlt haben, um Flugzeuge betanken zu können. Mit dem Flugplatz ging es bergab. Die Start- und Landebahn musste gesperrt werden, weil kein Geld für die Reparatur freigegeben worden sein soll. Schließlich kam die Insolvenz.

Wenn Steckling von den guten alten Zeiten spricht, hat er ein Glänzen in den Augen. Bis 2013 habe es hier jährlich bis zu 9000 Flüge gegeben. Dazu zählten private Rundflüge, Flugschulen nutzten das Gelände für Ausbildungen und es gab Charterflüge für Geschäftsleute sowie Krankentransporte. Gewinne soll der Flugplatz selbst zu guten Zeiten aber nicht abgeworfen haben. Nach der Wende wurde der Standort als ziviler Flugplatz eröffnet, zuvor war er militärisch genutzt worden.

Die Entscheidung zur Privatisierung sei der richtige Weg gewesen

Steckling glaubt an eine Zukunft für das Gelände. Der Flugplatz habe die zweithöchste Betriebsgenehmigung in Brandenburg nach Schönefeld. Es gebe eine mit 2,5 Kilometern vergleichsweise lange Startbahn, und die Nähe zu Berlin mache Cottbus-Drewitz als möglichen Ausweichflugplatz attraktiv. Zudem gebe es Anfragen von Luftfahrtunternehmen im Ausland, die den Standort gerne nutzen möchten.

Auch der Landkreis Spree-Neiße befürwortet es nach eigenen Angaben, wenn es eine wirtschaftliche Weiternutzung des Standortes geben würde. Zugleich verteidigt er den Schritt, mit mehreren Kommunen 2014 den Flugplatz verkauft zu haben. Die Entscheidung zur Privatisierung sei der richtige Weg gewesen, weil die ehemaligen kommunalen Gesellschafter aufgrund der schwierigen Haushaltssituation auf Dauer nicht in der Lage gewesen wären, die finanzielle Belastung zu stemmen.

Nach Angaben des Potsdamer Infrastrukturministeriums ist der Standort Cottbus-Drewitz momentan der einzige insolvente Flugplatz in Brandenburg. Der Oberen Luftfahrtbehörde Berlin-Brandenburg seien keine weiteren Verfahren bekannt. Derzeit werden nach offiziellen Angaben landesweit 43 Landeplätze betrieben. Dazu zählen unter anderem Verkehrslandeplätze und Segelflugareale.

Anna Ringle

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