Brandenburg: „Aufschwung lässt noch immer auf sich warten“ Handwerkskammer Potsdam: Schlechte Auftragslage, Sorgen um den Nachwuchs, aber keine Angst vor EU-Osterweiterung
Von Karsten Sawalski Potsdam. Die Auftragslage der Handwerksbetriebe im Bezirk der Handwerkskammer Potsdam bleibt weiterhin angespannt.
Stand:
Von Karsten Sawalski Potsdam. Die Auftragslage der Handwerksbetriebe im Bezirk der Handwerkskammer Potsdam bleibt weiterhin angespannt. Jeder dritte Betrieb könne nur zur Hälfte ausgelastet werden, berichtete Klaus Windeck, der Präsident der Handwerkskammer Potsdam, gestern beim traditionellen Pressegespräch im Potsdamer Haus des Handwerks. „Von der zaghaften Besserung der Geschäftslage im Potsdamer Handwerk, die sich noch im Herbst 2003 abzeichnete, ist nur ein schwacher Schimmer übrig geblieben“, hieß es von Seiten der Kammer. Die aktuellen und wenig versprechenden Konjunkturdaten sind das Ergebnis der letzten Konjunkturumfrage, die von der landesgrößten Handwerkskammer vom Oktober 2003 bis März 2004 erhoben wurde. Nur zwölf Prozent der Befragten beurteilen ihre Geschäftslage mit „gut“. Mit 51 Prozent überwiegen die Negativbewertungen. Die anhaltende Auftragsflaute für das Handwerk führte der Kammerpräsident auf die hohe Arbeitslosigkeit, die Gesundheits- und Arbeitsmarktreformen zurück, die Betriebe und Verbraucher weiterhin verunsichern würden. „Bis zu einer durchgreifenden Binnenkonjunktur ist es noch weit“, urteilte Windeck, „dazu müsste mehr Geld in die Taschen der Haushalte fließen“. Zu den Bereichen, die ihre Wirtschaftslage mit „schlecht“ oder überwiegend negativ beurteilten gehören das Nahrungsmittelhandwerk, das Dienstleistungshandwerk und das Handwerk für den persönlichen Bedarf (Goldschmiede, Uhrmacher, Kürschner, Schneider). Für das Bauhauptgewerbe habe sich die Geschäftslage gegenüber dem Vorjahr nur „unwesentlich“ verändert, während sich die Situation im Ausbaugewerbe gebessert habe. Mit „befriedigend“ sehen 44 Prozent der Befragten im Metallgewerbe ihre Auftragslage. Erstmals seit Frühjahr 2003 beurteilte die überwiegende Mehrheit des Kraftfahrzeuggewerbes die Geschäftssituation mit „gut“ und „befriedigend“. Nach Einschätzung des Zentralverbandes des KFZ-Gewerbes fahre man „langsam in die automobile Trendwende“. Für die Arbeitsmarktsituation zwischen Prignitz und Havelland sei dagegen keine Trendwende in Sicht. „Normalerweise müsste der Personalbestand jetzt saisonbedingt ansteigen“, meinte Windeck, „die Zahlen weisen aber in die andere Richtung“. Der Personalabbau im Bereich des Kammerbezirkes Potsdam werde auch im laufenden Jahr anhalten. Seit Oktober 2003 seien von etwa 70000 Arbeitsplätzen „5000 verloren gegangen“. In diesem Zusammenhang wirke die „schlechte Zahlungsmoral“ der Auftraggeber „Existenz bedrohend“ auf kleine und mittlere Betriebe. Zwar konnten 685 Neugründungen gemeldet werden, aber 33 Prozent davon starteten in „zulassungsfreien Handwerken“ – eine Folge der neuen Handwerksordnung, die 72 Prozent der Befragten ablehnten. Zunehmend Sorgen bereitet dem Handwerk der fehlende Nachwuchs. Die Zahl der Schulabgänger werde sich in den nächsten drei Jahren stark verringern, warnte Hauptgeschäftsführer Wolfgang König, deshalb müssten die Betriebe jetzt Fachkräfte schulen. Allerdings seien die Tätigkeitsfelder im Handwerk bei den Schülern wenig bekannt und einige Berufe, wie Bäcker, Fleischer und Gebäudereiniger, nicht sehr beliebt. König kritisierte die fehlende Kooperationsbereitschaft der Schulen, insbesondere der Direktoren: Nur 30 von 150 Schulen seien bereit gewesen, das Jugendmagazin der Handwerkskammer „handfest“ unter ihren Schülern zu verteilen. Mit der Plakat- und Flyer-Aktion „Dranbleiben“, will die Kammer sich weiterhin um den Nachwuchs bemühen. Auch der neue Internetauftritt, unter www.hwk-potsdam.de, bietet mit 99 Ausbildungsplätzen und 287 Betrieben, die Praktikanten beschäftigen, ein Angebot an die Jugendlichen. „Wir wollen, dass junge Leute ihre Zukunft auch im Handwerk sehen“, sagte König. Keine Sorgen macht sich die Handwerkskammer über die EU-Osterweiterung . „Diejenigen Polen, die in Brandenburg arbeiten wollten, sind schon hier“, sagte der Hauptgeschäftsführer, der außerdem davon ausgeht, dass Brandenburg für die östlichen Nachbarn ein Transitland auf dem Weg in den Westen bilden wird.
Karsten Sawalski
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: