Brandenburg: Aus allen Wolken
Wassermassen überfluten Fahrbahnen, Hagel fällt in dicken Brocken, Blitzschlag stoppt die S-Bahn: Nicht nur Passanten wurden vom Unwetter in Berlin überrascht, sondern auch Wetterdienste
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Berlin - Die Hagelkörner waren dick, die Wassermassen enorm. Kurze, aber heftige Gewitter zogen am Mittwoch über Berlin und setzten Teile der Stadt unter Wasser. Da kapitulierten nicht nur Fußgänger, die sich in Hauseingänge flüchteten, sondern auch Straßenbahnfahrer. Wie die BVG mitteilte, rollte der Verkehr nicht auf den Linien 21, M5 und M8. Der Grund: „Wasserhavarie in der Herzbergstraße“, schreibt die BVG. Bei der S-Bahn hat im Stellwerk Baumschulenweg ein Blitz eingeschlagen. Der Verkehr zwischen Schöneweide und Treptower Park/Neukölln war rund eine Stunde unterbrochen. Das Unwetter hat Berlin am Vormittag getroffen. Besonders heftig waren die Regenfälle in Lichtenberg und Friedrichshain. Hagel lag wie Schnee auf den Straßen.
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) berichtet von Starkregen mit Niederschlagsmengen zwischen 15 und 25 Litern pro Stunde auf dem Quadratmeter sowie Windböen mit Geschwindigkeiten bis zu 60 Kilometern pro Stunde. Über Skandinavien liegt zurzeit das Tief „Tiba“. Die Polarluft zieht über Deutschland und trifft auf warme Landmassen und von der Junisonne aufgeheizte Luft.
Für alle, die im Sommer Grillfeste oder Hochzeiten planen, gibt es eine gute und eine schlechte Nachricht: Regenfälle sind absehbar, aber wenn es örtlich besonders heftig wird, weiß man das erst spät. „Wir hatten Regen in der Vorhersage, aber wo genau es besonders schlimm wird, kann man meist erst ein bis zwei Stunden vorher sagen“, heißt es bei Meteo. Wenn einzelne Stadtteile besonders stark getroffen werden, könne man das praktisch nicht vorhersehen. So schnell wie er gekommen war, war der Weltuntergang auch wieder vorbei. Kurz nach den starken Regenfällen kam wieder die Sonne heraus und schien auf die großen Pfützen.
Dass es so schütten würde, hatte auch der Deutsche Wetterdienst nicht vorausgesehen. „Zuerst gab es nur eine Warnung vor starkem Gewitter. Das hat sich dann so rapide entwickelt, dass wir kurz vor zwölf eine Unwetterwarnung mit sofortiger Wirkung herausgegeben haben“, sagt eine Sprecherin. Auch der private Wetterdienst musste die Wetterwarnstufe für Berlin am Mittwoch kurzfristig erhöhen.
Viele Benutzer des Wetterwarnsystems „Katwarn“ bekamen die Warnung des DWD allerdings teilweise erst zehn Minuten später, als das Gröbste schon wieder vorbei war. „Wir geben das raus, sobald wir es bekommen“, heißt es bei Katwarn. Dass die Meldung trotzdem zehn Minuten zu spät kam, liege wohl an Unterschieden bei den Smartphones, sagt der DWD. Die Feuerwehr war 80 Mal im Einsatz, um überflutete Keller und Unterführungen auszupumpen und undichte Dächer zu flicken.
Am Donnerstag steht vor allem Brandenburg nochmal ordentlich Regen bevor. Der Grund sind Regenfronten, die von den Alpen über Tschechien und Polen nach Deutschland ziehen, ebenfalls Ausläufer von „Tiba“. Da der Boden schon vollgesogen ist und die Flüsse Spree und Neiße ohnehin bereits viel Wasser führen, kann es zu kleineren Überschwemmungen kommen, erklärt ein Sprecher bei Meteo. Die Temperaturen bewegen sich um die 18 Grad.
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