EINE CHRONIK: Berlin stand schon früher im Visier von Terroristen
2003: Das Bundeskriminalamt verhindert vermutlich einen Anschlag militanter Islamisten in Berlin. Mutmaßliche Sympathisanten von Al Qaida sollen zum Beginn des Irak-Krieges ein „spektakuläres Selbstmordattentat als ein Fanal“ geplant haben.
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2003: Das Bundeskriminalamt verhindert vermutlich einen Anschlag militanter Islamisten in Berlin. Mutmaßliche Sympathisanten von Al Qaida sollen zum Beginn des Irak-Krieges ein „spektakuläres Selbstmordattentat als ein Fanal“ geplant haben. Spezialeinheiten stürmen die Al-Nur-Moschee in der Haberstraße in Neukölln und die Büroräume des Vereins „Die islamische Gemeinschaft Berlin“. In Charlottenburg nehmen die Fahnder den Tunesier Ihsan G. fest, bei dem sie eine scharfe Pistole und Munition finden. In seiner Zweitwohnung in Gelsenkirchen entdecken sie einen Flugsimulatorprogramm, eine Chemikalien-Liste, ein Liter Batteriesäure und ein toxikologisches Handbuch.
2004: Beim Prozess gegen Ihsan G. wird bekannt, dass er in der Al-Nur-Moschee für Freunde Terrortraining erteilt hat. 2001 reiste der Mann nach Afghanistan und soll von Al Qaida im Umgang mit Waffen und Sprengstoff geschult worden sein. Nach dem Terrorangriff des 11. September soll ihm Al Qaida den Auftrag erteilt haben, in Deutschland Anschläge zu verüben.
2005: Innensenator Ehrhart Körting (SPD) warnt vor islamistischen Bestrebungen in Berliner Moscheen, die im Widerspruch zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung in Deutschland stehen. Bei Teilen der rund 250 000 Muslime in der Stadt sehe er aufgrund fehlender Integration eine zunehmende Tendenz der Re-Islamisierung.
2008: Im Januar macht ein Syrer bei der deutschen Botschaft in Beirut mehrere Drohanrufe. Der Mann erwähnt den Prozess gegen einen der zwei „Kofferbomber“ und kündigt als Vergeltung einen Angriff auf das Bundesjustizministerium in Berlin an. Die libanesischen Sicherheitsbehörden konnten den Syrer jedoch festnehmen. Er soll bei seiner Vernehmung auch Kontakte zu Al Qaida angegeben haben. Wenige Tage später wird eine Sicherheitswarnung für jüdische Einrichtungen in Berlin herausgegeben. Zuvor waren in Mitte vier Araber beim Ausspähen mehrerer Objekte ertappt und festgenommen worden.
2009: Die Sicherheitsbehörden beobachten einen deutlichen Anstieg von terroristischen Drohvideos. Insgesamt 24 Videobotschaften mit unmittelbaren Deutschlandbezügen und zum Teil in deutscher Sprache tauchen im Internet auf. Im Hintergrund wird in einem Film ein Bild vom Brandenburger Tor als mögliches Anschlagsziel gezeigt.
2010: Die Baitul-Mukarram-Moschee in Neukölln sagt kurzfristig ein Islam-Seminar ab, bei dem drei der radikalsten islamistischen Prediger Deutschlands auftreten sollten. In Videos verherrlichen die Mitglieder der Gruppe „Die wahre Religion“ den Märtyrertod, legitimierten den bewaffneten „Heiligen Krieg“ und sprechen sich für die Einführung der Scharia aus. Innensenator Körting begrüßt die Absage und die klare Positionierung des Vereinsvorstands gegen Fundamentalismus. Johannes Radke
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