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Ludwigsfelder Ex-Bürgermeister unter Mordverdacht: Bislang kein Mordgeständnis im Fall Scholl
Der unter Mordverdacht stehende Ex-Bürgermeister von Ludwigsfelde, Heinrich Scholl (SPD), bestreitet bislang, seine Ehefrau brutal ermordet zu haben. Doch beschäftigen auch Drohanrufe die Ermittler in dem märkischen Ort.
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Dass ihr Mandant die Tat bestreitet, bestätigte Scholls Verteidigerin Heide Sandkuhl am Mittwoch in Potsdam auf Anfrage. Der Politiker war vor einer Woche festgenommen worden und sitzt seither in Brandenburg/Havel in Untersuchungshaft. Scholl, der dringend verdächtigt wird, seine Ehefrau getötet zu haben, wird von zwei Anwälten verteidigt.
Die 67 Jahre alte Brigitte Scholl war am 30. Dezember in einem Waldstück unweit ihres Wohnorts in Ludwigsfelde südlich von Berlin tot aufgefunden worden. Offenbar war sie so brutal zugerichtet worden, dass die Identifizierung schwierig war. Ihr Ehemann hatte sie einen Tag zuvor als vermisst gemeldet. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 68-Jährigen vor, seine Frau heimtückisch ermordet zu haben. Wie berichtet hatte Scholl bei den Ermittlern angegeben, zur Tatzeit in einer Schwimmhalle gewesen zu sein. Sein Mobiltelefon war nach den Daten des Netzbetreibers aber zur fraglichen Zeit in der Nähe des Tatortes. Verdächtig erschien Ermittlern auch die Tatsache, dass Scholl in einer erotischen Erzählung, die er im Selbstverlag veröffentlichte seinen Protagonisten von der Ödnis und Lustlosigkeit einer längeren Ehe erzählen lässt. Wie Scholl, hat auch die Figur in der Erzählung ein Verhältnis mit einer Angestellten. Auf die Frage, ob er schon an Scheidung gedacht hat, antwortet die Figur in der Erzählung: "An Scheidung nicht, an Mord ja." Scholl war erst wenige Monate vor dem gewaltsamen Tod seiner Frau zu dieser zurückgekehrt.
Seine Verteidigung will nun laut Sandkuhl zunächst weitere Ermittlungen abwarten und in Kürze einen neuen Haftprüfungsantrag stellen. Erst am Dienstag hatte sie einen Antrag bei einem Haftprüfungstermin am Amtsgericht Potsdam zurückgenommen - auch deshalb, weil noch weitere Zeugen verhört werden sollten.
Indessen beschäftigt die Ermittler seit Mitte Januar ein weiterer Vorfall im Zusammenhang mit dem Mord in der 24.000 Einwohner großen Stadt südlich von Berlin. Ein Anrufer habe bei der Polizei Drohungen gegen elf Bürger ausgesprochen, sagte ein Polizeisprecher und bestätigte damit Medienberichte. Unter den Genannten sei auch der amtierende Bürgermeister.
Der männliche Anrufer habe sich auf den Mordfall Brigitte Scholl bezogen und damit gedroht, dass Ähnliches mit den genannten Personen passieren werde, fügte der Sprecher hinzu. Die Polizei habe bereits einen Verdächtigen mittleren Alters im Visier. Er stamme ebenfalls aus Ludwigsfelde. Gegen den Mann wird den Angaben zufolge wegen Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten ermittelt. dapd/PNN
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