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Zug fährt ein. Dieser Anblick ist selten, und er bleibt unberechenbar.

© Timur Emek/ddp

Brandenburg: Die Bahn lässt weiter auf sich warten

S-Bahn hat Angebot ohne Ankündigung eingeschränkt / Ab heute fahren Ersatzzüge / Volles Angebot kann noch Jahre dauern

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Berlin - Zum zweiten Mal in diesem Jahr hat am gestrigen Sonntag der Ausfall eines elektronischen Stellwerks den BahnVerkehr in Berlin behindert. Von 10.36 Uhr bis 11.31 Uhr funktionierte das Stellwerk am Ostbahnhof nicht, mehrere Fernzüge verspäteten sich um bis zu 30 Minuten, zwei Züge wurden umgeleitet. Bereits in der Neujahrsnacht hatte der dreistündige Ausfall eines Stellwerks den S-Bahn-Verkehr in großen Teilen des Netzes lahm gelegt. Aber auch am Nachmittag – auf dem Höhepunkt der Rückreisewelle nach den Ferien waren viele Züge bis zu einer Stunde verspätet. Grund waren technische Störungen an Lokomotiven oder ICE-Köpfen sowie eingefrorene Weichen im Bundesgebiet. Spitzenreiter war gestern der EC aus Warschau, der mit drei Stunden Verspätung eintraf – daran war allerdings die polnische Bahn schuld, der Zug hatte die Rekordverspätung schon an der Grenze.

Die S-Bahn hat gestern ein weiteres Mal ihr Angebot ohne Ankündigung weiter eingeschränkt. Nachdem am Sonnabend die Verstärkerzüge auf der S 5 und S 7 gestrichen worden waren, stoppte die Bahn gestern wegen Fahrzeugmangels auch noch die Verstärkerfahrten auf der S 2 zwischen Potsdamer Platz und Lichtenrade, auch dort fuhren die Züge also nur noch im 20-Minuten-Takt. „Bei der S-Bahn scheint nur eines sicher: Man kann sich auf keine Information verlassen“, sagte Christfried Tschepe vom Fahrgastverband IGEB gestern. Die Informationspolitik der Bahn sei chaotisch und völlig undurchsichtig. „Da gibt es keinerlei Logik mehr“, sagte der IGEB-Vorsitzende.

Von Montag an soll es wieder Ersatzverkehr mit Regionalzügen für die S-Bahn geben. Zwischen Ostbahnhof und Potsdam verkehren halbstündlich zusätzliche Züge auf den Regionalbahngleisen, die aber nicht an jedem Bahnhof halten können. Und die sonst in Spandau endenden Züge der RB 10 aus Nauen fahren meist weiter bis Charlottenburg. Wie viele andere Bahnhöfe auch, sind Potsdam und Spandau bis auf weiteres mit der S-Bahn nur alle 20 Minuten zu erreichen. Auf dem Ring entfallen weiter die Verstärkerzüge in den Hauptverkehrszeiten, so dass es keinen Fünf-Minuten-Takt gibt. Die Züge fahren lediglich im Zehn-Minuten-Abstand. Bei der S 7 aus Ahrensfelde endet jede zweite Bahn bereits am Ostbahnhof und nicht mehr in Charlottenburg.

Informationen zu den geänderten Fahrplänen gab es auf den Bahnhöfen bisher kaum. So waren Fahrgäste in den vergangenen Tagen oft völlig überrascht worden, dass sie fast 20 Minuten auf einen Zug warten mussten. Vielfach hängen auf den Stationen noch Pläne aus dem November, als die Züge noch häufiger fuhren. Selbst das Kundentelefon der S-Bahn war nach Angaben von Lesern nicht in der Lage, die exakten Abfahrtszeiten mitzuteilen.

Auch bei der elektronischen Auskunft im Internet wird erst nach mehreren Klicks auf die geänderten Fahrpläne hingewiesen. Den eingestellten Grundfahrplan stets zu aktualisieren, sei zu aufwändig, heißt es beim Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB). Zumal die S-Bahn weitere kurzfristige Änderungen im Fahrplan nicht ausschließt. Sie kann nach ihren Angaben von heute an von 632 vorhandenen Viertelzügen, die stets aus zwei Wagen bestehen, nur 310 einsetzen. In Spitzenzeiten wären 552 erforderlich.

Wann sich das Angebot wieder verbessert, will die Bahn Ende Januar mitteilen. Bisher hat sie nur erklärt, 2010 wieder zum normalen Fahrplan zurückkehren zu wollen; einen Termin dafür gibt es noch nicht. Ursprünglich hatte die Bahn dies bereits für den 13. Dezember angekündigt. Weil auf unabsehbare Zeit weiter Fahrzeuge fehlen, da sie nach Sicherheitsproblemen in den Werkstätten aufwändig kontrolliert werden müssen, fahren die meisten Züge aber auch im Normalfahrplan mit weniger Wagen als üblich. Normalbetrieb auch mit der vorgesehenen Wagenzahl soll es erst in drei bis vier Jahren geben. kt/Ha

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