Flughafen-Aufsichtsrat Michael Zehden im Interview: „Die BER-Eröffnung ist nicht in Gefahr“
Keiner ist so lange im Flughafen-Aufsichtsrat wie er: Der Unternehmer Michael Zehden vertritt die Tourismuswirtschaft Berlin. Hier spricht er über den jüngsten Korruptionsskandal, seine Pläne und den Ausbau von Tegel.
Stand:
Herr Zehden, der BER wird schon wieder durch eine Korruptionsaffäre erschüttert. Kann das den neuen Eröffnungstermin zum zweiten Halbjahr 2017 gefährden?
Ich bin mir sicher, die Eröffnung 2017 gerät dadurch nicht in Gefahr. Das ist eine Altlast aus der Vergangenheit, die aufzuklären ist und aufgeklärt werden wird. Mit dem Terminband, mit der Fertigstellung des neuen Flughafens hat das aber nichts mehr zu tun. Die ist inzwischen wirklich auf einem guten Weg.
Am Freitag tagt regulär wieder der Flughafen-Aufsichtsrat. Kommt die Korruptions-Affäre auf die Tagesordnung?
Sicherlich wird das auch ein Thema sein. Insbesondere ist zu klären, wem diese Vorwürfe wann bekannt geworden sind. Der Aufsichtsrat hat es auch erst jetzt von der Geschäftsführung, parallel zu den Medienveröffentlichungen, erfahren.
Der Flughafen hatte bereits im Juni 2013 Hinweise, dass der Baubereichsleiter und Prokurist von Imtech bestochen wurde, unternahm aber offenbar nichts. Ex-Bauchef Horst Amann sagte im Untersuchungsausschuss, dass Hartmut Mehdorn damals informiert wurde. Haben Sie eine Erklärung, was da im Management schieflief?
Wie gesagt: Dazu kann ich nichts sagen. Das wird im Aufsichtsrat zu klären sein, insbesondere wer wann etwas wusste und was getan wurde.
Es wird die letzte Sitzung Mehdorns, der ein Jahr früher ausscheidet. Wie sehen Sie seine Bilanz?
Als er kam, hat er ganz offensichtlich nicht geahnt, welche Ausmaße der bauliche Rückstand am Flughafen hatte. Auch er ging davon aus, dass es schneller gehen würde, den BER fertigzubauen und in Betrieb zu nehmen. Es ist ihm gelungen, das Management grundlegend neu aufzustellen, was gar nicht selbstverständlich ist. Herr Mehdorn hat es geschafft, Elmar Kleinert als operativen Chef für Tegel und Schönefeld/Alt zurückzuholen. Er gewann Heike Fölster als Finanzgeschäftsführerin und warb Jörg Marks nach immerhin 25 Jahren Siemens als neuen Technikchef ab. Herr Mehdorn hat das Projekt nach all dem, was vor seiner Zeit war, wieder in die richtigen Bahnen gebracht. Das bleibt, das zählt.
Wie bewerten Sie den von politischen Turbulenzen begleiteten Start des neuen Flughafenchefs und früheren Rolls-Royce-Managers Karsten Mühlenfeld?
Es ist nicht optimal gelaufen, war aber angesichts der Meinungsverschiedenheiten um die Nachfolge Mehdorns zwischen den Gesellschaftern auch nicht überraschend. Und zwar weder für den Kandidaten noch für die Aufsichtsratsmitglieder. Aber ich bin mir sicher: Das wird alles schnell vergessen sein. Ich habe ein gutes Gefühl, dass er der Richtige ist.
Sie haben sich bislang nie öffentlich geäußert. Warum tun Sie es jetzt?
Ich engagiere mich für die Stadt Berlin in verschiedenen Gremien. Mich drängt es nicht in die Öffentlichkeit. So habe ich es auch beim Flughafen immer gehalten. Allerdings gab es in den letzten Wochen auch um meine Person einige Spekulationen. Deshalb beziehe ich heute Stellung.
Waren auch Sie zu blauäugig, nicht misstrauisch genug?
Der Begriff Blauäugigkeit trifft nicht zu. Denn wir sind regelmäßig von der Geschäftsleitung und darüber hinaus von externen Controllern, unabhängigen Sachverständigen mit entsprechendem Ruf, informiert worden. Wir mussten davon ausgehen, dass diese Berichte zutreffend sind. In den Controlling-Berichten für den Aufsichtsrat standen bis zuletzt die berühmten Ampeln nie auf Rot.
Sie sind nunmehr seit 2005 Aufsichtsratsvorsitzender der BFG, die den Airport Tegel betreibt. Verkraftet der bis 2017 den Ansturm überhaupt noch?
Natürlich ist der Flughafen jetzt an der Kapazitätsgrenze angelangt. Es ist ein Meisterstück, was die Kolleginnen und Kollegen dort täglich vor Ort leisten.
Muss in Tegel bis 2017 noch einmal investiert werden?
Ja, es macht Sinn, allerdings nur punktuell, wo Dinge kaputt sind oder es im Sinne einer zeitgemäßen Servicequalität dringend erforderlich ist. Klar ist, dass wir in Tegel nur das Nötigste tun.
Herr Zehden, würden Sie darauf wetten, dass es doch noch was mit dem neuen Airport in Schönefeld wird?
Selbstverständlich. Der Willy-Brandt-Flughafen wird eine Erfolgsgeschichte.
Das Interview führte Thorsten Metzner
ZUR PERSON: Michael Zehden, 58, ist ein Berliner Hotel-Unternehmer. Er gilt als bestens vernetzt in der Politik. Seit 2003 vertritt er das Land Berlin im Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft.
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