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Schlecker-Pleite: Die Kittelrevolution
Kampf an den Kassen: Sat.1 verfilmt die Schlecker-Pleite in Berlin - mit Katharina Thalbach.
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Berlin - Mit blauen Kittelschürzen ziehen sie in den Kampf. Die Kassiererinnen tanzen zu Samba-Rhythmen auf dem Kopfsteinpflaster vor ihrer „Schlikker“-Filiale. „Verehrte Kunden“, ruft Schauspielerin Katharina Thalbach in der Rolle der Drogeriemarktangestellten Greta. „Wir haben Superangebote und wir haben natürlich Superpreise.“ Im Schaufenster pappen Schilder wie „Dieser Laden gehört uns“ – und trotzdem kommt im Radio die Nachricht vom endgültigen Aus.
Was vor gut zwei Jahren die Drogeriekette Schlecker traf, landet nun im Herbst als Komödie im Fernsehen. Sat.1 dreht derzeit „Die Schlikkerfrauen“. Der Film ist angelehnt an die Unternehmenspleite, bei der rund 25 000 Menschen ihren Job verloren. Für die Dreharbeiten hat das Filmteam ein Ladenlokal im Berliner Stadtteil Spandau umgebaut.
In der Geschichte wollen vier Kassiererinnen ihren Markt retten. Annette Frier (40, „Danni Lowinski“) spielt Angie – „alleinerziehend, zwei Kinder von zwei Vätern, die beide nicht bezahlen“, erklärt sie. Als die Drogerie pleitemacht, muss sie Hartz IV beantragen. Kurzerhand nehmen die Frauen den Firmengründer Theo Schlikker als Geisel. Er wird gespielt von Sky du Mont (67, „Buddy“). Sat.1 greift erneut ein wirtschaftlich und politisch brisantes Thema auf. „Es geht hier überhaupt nicht um eine Abrechnung“, erklärt Regisseur Uwe Janson, der für den Sender mit „Der Minister“ schon den Rücktritt von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg zur TV-Satire machte. Jetzt will er Tragik und Komik verbinden.
Ursprünglich war die Produktion für RTL im Gespräch gewesen. Die Gesamtbetriebsratschefin von Schlecker hatte damals entsetzt auf eine geplante TV-Komödie reagiert. Eine Sprecherin am Set spricht nun von einem Missverständnis. Regisseur Janson betont, der Film frage nach der Verantwortung, die ein Unternehmen für seine Mitarbeiter habe. Sein Filmteam versucht, sich den Segen von denen zu holen, die am meisten unter der Pleite litten. Nicole Zocher arbeitete 15 Jahre lang dort, dann kam die Kündigung. Bei den Dreharbeiten unterstützte sie nun das Team. Zocher nahm zum Beispiel das Ladenlokal aus dem Film unter die Lupe. Auch in den echten Filialen sei es so eng gewesen. Sie erzählt, dass Mitarbeiter ihr Handy nicht im Geschäft aufladen durften. Das kostet ja Strom. Und dass im Büro tatsächlich ein Bild vom Firmenchef hing – „er, mit seiner Frau dahinter“. Für sie sei der Film eine Herzensangelegenheit, weil er zeige: Die Schleckerfrauen sind „keine dummen Mädels, sondern starke, toughe Frauen“. dpa
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