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Brandenburg: Die PDS verabschiedet sich

Die Partei, die die SED war und jetzt die Linkspartei ist, wird mit der WASG zu Die Linke

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Blossin - Von Wehmut und Emotionen war an diesem wohl letzten Parteitag der brandenburgischen Linkspartei.PDS viel die Rede. Der Bundesvorsitzende Lothar Bisky sprach von einem „sentimentalen Gefühl“. Der alte und neue Landesvorsitzende Thomas Nord, räumte ein, dass er die Zusammenkunft mit ein wenig Wehmut betrachtet. Je näher der geplante Fusionstermin mit der WASG rückt, desto mehr scheint den PDS-Mitgliedern klar zu werden, was sie aufgeben. Einige haben auch Bauchschmerzen, mit wem sie dann „Seit'' an Seit''“ schreiten sollen.

Doch bei der Abstimmung am Samstag über den Fusionsfahrplan im Jugendbildungszentrum Blossin 30 Kilometer südöstlich von Berlin schauen die Delegierten dann entschlossen nach vorn: Das Meer an roten Stimmkarten signalisiert Zustimmung zu der Vereinigung, 100- prozentig. Aufatmen bei denen, die noch leise Zweifel am Erfolg hatten.

Die rund 175 Delegierten der Linkspartei werden gleich zu Beginn des Parteitages auf die historische Bedeutung des Tages eingestimmt.

An den Wänden der Tagungshalle hängen Plakate aus 17 Jahren PDS und ein Film zeigt in 13 Minuten und 22 Sekunden eine „Unvollständige Chronik der PDS“ mit etwas verwackelten Bildern und getragener Musik.

„Diese Wahlplakate habe ich selber alle noch geklebt“, sagt wehmütig der 53 Jahre alte Manfred Thier, Delegierter des Kreisverbands Teltow-Fläming. Der Pädagoge und Jugendsozialarbeiter ist in Luckenwalde geboren und nie weggegangen, bodenständig, wie man so schön sagt. 1976 ist er in die SED eingetreten und hat seitdem alle Wechsel mitgemacht. 1990 blieb er in der Partei, die sich dann erst in SED/PDS, dann in PDS und vor ein paar Monaten in Linkspartei.PDS umbenannte. „Ich habe meine Folgerungen aus der Vergangenheit gezogen. Aber ich habe mich nicht gedreht, sondern wollte das besser machen, was vorher schief gelaufen ist.“ Der Kreisvorsitzende von Dahme-Spreewald, Michael Reimann, sagt zur Begrüßung: „17 Jahre sind eine lange Zeit. Eine Zeit, in der Kinder langsam erwachsen werden und ihren eigenen Weg gehen.“ Und der sonst so nüchterne Nord betont sichtlich berührt: „In diesem Jahr nehmen wir Abschied von der Partei des demokratischen Sozialismus.“ Für einige der Mitglieder wie etwa für Manfred Thier ist es die dritte grundlegende Parteiumbenennung. Und wie Thier betont Nord, dass die PDS aus „der Niederlage des Realsozialismus 1989“ gelernt habe.

Ausdrücklich erinnert Nord daran, dass am Beginn der PDS der „unwiderrufliche Bruch mit dem Stalinismus als System“ stand. „Der Bruch mit dem Stalinismus und allen seinen Spielarten steht für uns nicht zur Disposition“, ruft der 49-Jährige. Er war vor zwei Jahren mit vergleichsweise mageren 77 Prozent gewählt worden. Der Wahl war eine heftige Debatte über seine Vergangenheit als Stasi-IM vorausgegangen. Jetzt hat er sich Vertrauen erarbeitet. Der Lohn: Sechs Prozentpunkte mehr.

Ein anderer Delegierter, der mit den Bauchschmerzen, prophezeit noch einige Probleme mit dem neuen Partner. So sieht er bei den WASG- Kollegen Defizite, etwa bei der innerparteilichen Demokratie oder der Frauenquotierung.

Wenn alles nach dem am Wochenende von Linkspartei und WASG gebilligten Zeitplan läuft, beginnen Ende März Urabstimmungen in beiden Parteien, im Juni folgen die Bundesparteitage, am 8. September der Gründungsparteitag des Landesverbands „Die Linke Brandenburg“ und im Januar 2008 der erste ordentliche Parteitag. Die Linspartei.PDS geht mit etwa 10 000 Mitgliedern etwa 50 Mal so stark in die Fusion wie die WASG mit rund 200 Mitgliedern.

„Ein wenig Wehmut ist dabei“, sagt Bisky, der seine Rede auch zu einem Rückblick auf 17 Jahre PDS-Geschichte nutzt. Aber hier gehe es um die politische Vernunft und Rationalität. Deutschland brauche eine starke Linke. „Darum sagen wir: «Tschüss PDS«.“ Matthias Benirschke

Matthias Benirschke

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