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Kein Anschluss. Neu-Rangsdorfer Oliver Scharfenberg ist verzweifelt.

© M. Matern

Skurriler Streit in Rangsdorf: „Eigentlich wollen wir nur Wasser haben“

Der Hausbesitzer Oliver Scharfenberg sitzt auf dem Trockenen. Grund ist ein Streit mit der Gemeinde Rangsdorf - der beschäftigt jetzt auch das Potsdamer Verwaltungsgericht.

Von Matthias Matern

Rangsdorf - Oliver Scharfenberg steigert sich von einem Höhepunkt zum nächsten. Immer wieder zieht der 33-Jährige kopfschüttelnd ein weiteres Schriftstück der Verwaltung aus seinem Aktenordner und zeigt auf Textpassagen, die ihm besonders unfassbar erscheinen. „Eigentlich wollen wir nur Wasser haben“, sagt der junge Berliner. Vergangenen September hat Scharfenberg zusammen mit seiner Ehefrau eine teilerschlossene Doppelhaushälfte in Rangsdorf (Teltow-Fläming) gekauft. Eigentlich wollte die junge Familie Ende März in ihr neues Heim einziehen. Doch aus dem Umzug ins Grüne ist ein Einzug auf eine Baustelle geworden. Weil sich der örtliche Wasserversorger KMS und die Gemeinde Rangsdorf bislang weigern, das Grundstück an die Frischwasserversorgung anzuschließen, sitzen Oliver Scharfenberg und seine schwangere Frau auf dem Trockenen. Ein Streit, der nun auch das Potsdamer Verwaltungsgericht beschäftigt.

Im Kern geht es nach Scharfenbergs Angaben um einen rund drei Zentimeter dicken Schlauch und eine Strecke von knapp zwei Metern. Weil der Zugang von der Straße zum Haus an anderer Stelle nicht möglich ist, eine Gasleitung, ein Betonfundament für eine Garage und eine alte Sickergrube den Weg versperren, will der Neu-Rangsdorfer für den Anschluss gerne einen Schacht nutzen, in dem bereits mehrere Kabel und Rohre liegen. Unter anderem wurde die Abwasserversorgung für die benachbarte Doppelhaushälfte vor zehn Jahren auf diesem Weg verlegt. „Noch im Oktober hat die KMS Zossen auch meine Doppelhaushälfte bedenkenlos dort angeschlossen“, berichtet der inzwischen genervte Hausbesitzer.

Was offenbar jahrelang kein Problem war, ist nun zu einem Hindernis geworden. Grund: Direkt neben den bereits verlegten Rohren und Kabeln, zur Hälfte auf Scharfenbergs Grundstück, zur anderen auf dem öffentlichen Straßenland, steht eine alte Eiche. Die von Scharfenberg beantragten erneuten Schachtarbeiten an eben dieser Stelle hat das Rangsdorfer Bauamt im März mit der Begründung abgelehnt, die Standsicherheit des Baumes werde durch die Verlegearbeiten des Wasserrohres gefährdet. „Dabei müsste man nicht mal richtig graben, man könnte das Stück Rohr auch mit Druckluft durchschießen“, meint Scharfenberg.

Mit einem Gutachten hat der Berliner Stadtflüchtling versucht, die Gemeinde und den Versorger vom Gegenteil zu überzeugen. Die beauftragte Gartenbauingenieurin kam aber nicht nur zu dem Schluss, dass erneute Schachtarbeiten keineswegs die Standfestigkeit der Eiche gefährden würden, sondern auch, dass der Baum längst stark geschädigt ist – und zwar vermutlich von den Grabungsarbeiten des Versorgers aus dem Jahr 2003.

Laut Scharfenberg hat die Gemeinde ihm daraufhin nicht nur unterstellt, sich ein Gefälligkeitsgutachten besorgt zu haben, sondern auch ein eigenes Gutachten in Auftrag gegeben. Beim ersten Vororttermin habe ihm der von der Gemeinde beauftragte Prüfer aber versichert, er sehe eigentlich ebenfalls keinen Grund, warum das Rohr nicht verlegt werden könne.

Rangsdorfs Bürgermeister Klaus Rocher (FDP) und auch die Vorsteherin der KMS, Heike Nicolaus, wollen sich nicht zu dem Fall äußern. Auf das Argument, dass ja an der umstrittenen Stelle mehrere Rohre liegen, sagt Rocher allerdings: „Nicht jedes Rohr, das irgendwo liegt, darf da auch liegen, und nicht jeder, der ein Rohr verlegt, ist dazu auch befugt.“

Inwischen hat Scharfenberg vor dem Verwaltungsgericht Potsdam eine Einstweilige Verfügung erwirkt, weil ihm die KMS erklärt haben soll, die Leitung zum Haus nun einfach an anderer Stelle, und zwar auf der gegenüberliegenden Seite der Eiche, zu verlegen – unabhängig davon, ob er sie nutzen könne oder nicht.

Das Schreiben, das Scharfenberg zum Schluss aus seinem Aktenordner zieht, dürfte in seiner Sammlung der Unfassbarkeiten ein ganz besonderer Platz zustehen. Scharfenberg und seiner Frau sei es durchaus zuzumuten, bis zur Beilegung des Streits eine zusätzliche Mietwohnung zu nehmen. „Im Übrigen bietet der Antragsgegner den Antragsstellern an, die notwendige Trink- und Brauchwasserversorgung auf dem Grundstück durch Abholung der entsprechend benötigten Wassermengen im ca. 500m entfernten Wasserwerk der Gemeinde Rangsdorf sicherzustellen“, heißt es weiter wörtlich.

Offenbar aber zeigen sich erste Risse in der Blockade der Kommune. Über den CDU-Politiker Danny Eichelbaum, der sich angeblich für die Scharfenbergs einsetzt, will der Berliner erfahren haben, dass die Gemeinde dem Gericht signalisiert habe, einlenken zu wollen. Doch der Wahl-Rangsdorfer hat gelernt, skeptisch zu sein: „Ich hab noch nichts schriftlich.“

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